1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
C. Wirtschaft
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ausgestatteten Küchen kann gleichzeitig für 800, 400 und 1100 Per-
sonen gekocht werden. Außer den Vorräten, den Kohleir, dem Ge-
päck und den Postgütern können die Dampfer 775 Fahrgäste erster,
343 zweiter und 7 /0 dritter Klasse und noch 600 Mann Besatzung,
insgesamt etwa 2500 Personen befördern, die in gesunden, ver-
hältnismäßig hohen, bequem ausgestatteten Räumen wohnen.
Speisesäle, Rauchzimmer, Musik- und Lesesalon, Damen- und Kin-
derzimmer, sogar zwei Wiener Cafes sind vorhanden, und zu Spa-
ziergängen bietet das lange Deck die schönste Gelegenheit. Auf die
Ausstattung der Zimmer ist Geld, Geschmack und Kunstsinn so reich-
lich verwendet worden, daß das Schiss einem königlichen Palaste
nicht nachsteht. Ähnliche Einrichtungen weisen auch die beiden Riesen-
schisfe „Amerika" und „Kaiserin Auguste Viktoria" sowie die neuen
Lloyddampfer „Berlin" und „George Washington" auf. Einen Blick
in das Innere der „Deutschland" gewährt uns Abbildung 87. Mit
Recht beneidet uns das Ausland um solche Schiffe und um unsere
Werften, die solche Schiffe zu bauen imstande finb.
5. Auch im Bau der Kriegsschiffe ist Deutschland nicht zu-
rückgeblieben, ja, im Bau verschiedener Schiffsformen, z. B. der
Torpedoboote, ist es sogar bahnbrechend geworden. In der Herstel-
lung der Panzerung ist die deutsche Industrie unübertroffen, ebenso
in der Fabrikation der Geschütze. Überhaupt haben sich die deut-
schen Werften und die Werke, welche das Material für den Schiff-
und Maschinenbau liefern, so sehr vervollkommnet, daß alles zum
Schiffbau Nötige und alle Arten üou Schiffen in Deutschland her-
gestellt werden können. Während nur noch einige Schiffe unserer
Handelsflotte ausländischen Ursprungs sind, wird für die Kaiser-
liche Marine jedes Schiff und jeder seiner Teile in der Heimat er-
zeugt. Deutschland besitzt zurzeit mehr als 20 gilt eingerichtete grö-
ßere Werften für den Eisenschiffbau und drei Kaiserliche Werften
in Wilhelmshavely Kiel und Danzig für den Bau voll Kriegs-
schiffen. Die größten Werften sind der Stettiner „Vulkan", F. Schi-
chall in Elbing uild Danzig, Blohm & Voß in Hamburg, die „We-
ser" in Bremen und die „Germania" in Kiel. Mit Recht sagt ein
englischer Fachmanll angesichts der großartigen Leistungen un-
serer Werften, daß Deutschlands Schiffbauer von den englischen
nichts mehr lernen können, und die stets ivachsende Zunahme
voll Bestellullgen, welche wir vom Auslande erhalten, bekundet
deutlich das Vertrauen, das die fremden Nationen dem deut-
schell Schiffbau entgegenbringen. Zahlreiche Kriegs- und Handels-
schiffe sind in unserm Vaterlande schon für fremde Rechnung ge-
baut worden, uild bei dem gelvaltigen Werte der Schiffe und in
Rücksicht auf die Beteiligung aller Industrien all dem Gewinn ist
dieser Umstand voll hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Tausende von
Berg- und Hüttenleuten, Schmieden und Schlossern, Maschinen-
bauern und Installateuren, Zimmerern und Tischlern, Bildhauern,
Malern und Dekorateuren stehen im direkten oder inbirefteu Dienste