1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): Jungen
C. Wirtschaft
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Große Mengen unserer Jndustrieprodukte werden überseeisch verfrach-
tet. Sie haben einen Wert von vielen Milliarden; denn in einigen der
Eisen-, in der chemischen Industrie, im Zinkerzbergbau und in der
Zinkhüttenindustrie ist Deutschland allen Staaten der Welt weit voraus.
In der Kohlengewinnung werden wir nur von England und Nordamerika
übertroffen; Kalisalzlager sind bisher nur in unserem Vaterlande auf-
geschlossen worden, und Silber schafft es weit mehr zutage, als alle euro-
päischen Länder zusammen. Im Auslande haben deutsche Unternehmer
ein Kapital von etwa 25 Milliarden Mark angelegt, das einen Jahres-
gewinn von einer Milliarde abwirft. Solche Riesenwerte können wir in
fremdeil Ländern nur mit Hilfe einer stets kampfbereiten erstklassigen
Kriegsflotte erhalten.
Ohne sie würde uns auf die Dauer auch unser Kolonialbesitz entrissen
werden. Das muß unsere Seemacht verhüten, denn die Kolonien bilden
ein unentbehrliches Absatzgebiet für die heimische Industrie, es sind not-
wendige Stützpunkte und Kohlenstationen für unsere Handels- und Kriegs-
marine.
Diese kann all den Anforderungen nur unter der Bedingung genügen,
daß sic von Jahr zu Jahr stärker und gefürchteter wird; sie erlangt erst
dann vollgültige Bedeutung für Handel und Industrie, wenn auch die
größte Seemacht der Welt es nicht wagen darf, der deutschen Kriegsflotte
ungestraft den Fehdehandschuh hinzuwerfen.
Friedrich Daldrop, Lehrer in Recklinghausen.
115. Der Weltverkehr.
1. Klein ist der Mensch; aber unendlich ist der Raum. Unendlich er-
scheinen dein Menschen schon die Räume der Erde, auf die er sich
zunächst angewiesen findet. Wie soll er sie durchmessen können, die weiten
Länder und Meere? Im Urzustände, beschränkt auf die angeborene Mitgift
der Natur, stand er zaghaft und tatlos diesen Weiten gegenüber. Wie bald
erlahmten die Füße, wie langsam trugen sie ihn ans Ziel! Und doch war
der Mensch zum Herrn der Erde bestimmt, und die Schwingen seines
Geistes konnten sich unnröglich an den trägen Stoff seines Körpers fesseln
lassen. Er sann auf Abhilfe. Er sah, daß andere Geschöpfe, obwohl ge-
ringer an Geist als er, mit größerer Kraft und Geschwindigkeit ausgestattet
waren, und beschloß, ihre Gaben sich dienstbar zu machen. Er zwang das
Pferd, ihm seine schnellen Beine zu leihen. Doch das Pferd trug nur
den einzelnen, den kräftigen Mann. Es galt, auch die Schwachen, die Wei-
der und Kinder, die Habe fortzuschaffen. Kamel und Elefant traten in
den Dienst des Menschen, der trotzige Stier ward gezwungen, den be-
ladenen Karren zu ziehen. Bald durchzogen Handelskarawanen die Länder
und stellten einen friedlichen Verkehr zwischen entfernten Völkern her. —
Auch das Meer blieb keine Schranke mehr. Auf schwachen, nach dein
Bilde der Schwimmvögel gefugten Brettern nahm der Mensch den Kampf
niit dem wilden Elemente auf und blieb Sieger. Aber dieser Kamps war
schwierig. Wohlberechnete Form, festgefügter Ban des Schisses waren
Gehrtg, Bergmännisches Lesebuch. 3. Ausl. 21