Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 235

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
114. Ansprache d. Prinzen Ludwig v. Bayern b. Eröffn, d. Handelshochschule. 235 Hochschule, einer viel neueren Institution, aber einer blühenden und glänzenden Institution, der es gelungen ist, der Schülerzahl nach die erste im Deutschen Reiche zu werden. Mit diesen beiden Hochschulen zusammen wollen Sie arbeiten. Und was wollen Sie erreichen? Sie wollen zunächst den Handels- beflissenen eine höhere Bildung geben, eine Bildung, die sie ja anderswo teilweise auch hätten erringen können, aber die immer ganz besondere Fächer umfaßt, die ja in erster Linie der Handels- beflissene braucht. Ich möchte aber noch auf eine andre Bedeutung der Handels- hochschule hinweisen. Sie wissen ja alle, daß die große Masse stu- dierter und gebildeter Menschen, die wir speziell im Deutschen Reiche haben, die größte Mühe hat, im Reichs-, Staats- und Ge- meindedienst unterzukommen. Auch der Kirchendienst absorbiert nur eine kleine Zahl und da ist es ja selbstverständlich, daß für letzteren nur ganz speziell entsagungsvolle und dazu besonders berufene Personen sich eignen. Die sog. freien Berufe, Wissenschaft und Kunst, können auch nur wenige aufnehmen. Da kann man sagen: viele sind berufen und nur wenige werden auserwühlt. Diejenigen, die diese Vorlesungen gehört haben, die werden die Qualität der Lehrer sehr wohl zu unterscheiden wissen. Denn es braucht dazu nicht bloß ein großes Maß von persönlichem Wissen sondern auch die Kunst es den Hörern so beizubringen, daß sie mit Interesse diesen Vorlesungen folgen und einen Nutzen davon haben. Examina, Noten, das ist alles sehr notwendig; es beweist aber immerhin nur, daß mau ein gewisses Maß von Kenntnissen sich angeschafft hat. Aber ein schlechtes Examen, mindere Noten, beweisen noch immer nicht, daß der Mann nicht tüchtig ist. Es sind oft unglückliche Zufälle, die einen Kandidaten dazu gebracht haben, daß er ein weniger gutes Examen machte. Ich sage nichts gegen Examina und Noten; sie müssen sein, weil sonst jeder Maßstab für die Bewertung des Kandidaten fehlt. Aber erst, wenn er ins Leben hinaustritt — er mag einen Beruf wählen, welchen er will — wird er zeigen und zeigen müssen, daß er etwas kann. Denn wir haben gar viele Leute gehabt und haben sie noch, die ausge- zeichnete Noten hatten, und wenn sie dann in das Leben hinaus- getreten sind, recht wenig geleistet haben. (Zustimmung.) Und umgekehrt, manche auch, die später in der Welt Hervorragendes geleistet haben, und zwar in allen Ständen und in allen Berufen. Und da möchte ich noch auf eines aufmerksam machen: es heißt, man kann nicht mehr vorwärts kommen! Die Neuzeit schablo- nisiert, zwingt den einzelnen, in der Tretmühle, in der er sich befindet, mühsam fortzuarbeiten. Das trifft wohl bei vielen zu, aber her-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer