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1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 336

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
155. Eine deutsche Stadt im Mittelalter. X 336 meiner Kenntnis brachten, haben wieder einmal gezeigt, welch feste Stütze wirtschaftlicher Unternehmungsgeist an einer startet: und einsichtsvollen Staatsgewalt gewinnen kann. So sind unsere Aussichten im Wettbewerbe der Völker nicht schlecht; wir dürfen hoffen uns zu behaupten und unser zu nennen, was Fremden ::icht gehören darf. Wer aber diese glückliche Lage richtig würdigen, ihre Voraussetzungen und Bedingungen verstehen will, der wird wohl tun, die „deutsche Hanse" nicht außer acht zu lassen. Ihr Name darf mit Stolz von jedem Deutschen genannt werden. Dietrich Schäfer. X 155. Eine deutsche Stadt im Mittelalter. Um 1300 liegt die Stadt noch zwischen Wald und Wasser, von Holz, Teich, Bruch und Heide umgeben. Aus der Heide führt die Straße durch die Landwehr, eitlen Wall nüt Graben, der das Stadt- gebiet in weitem Kreise umzieht. Der Wall ist mit Dornengebüsch und Knicken besetzt um die Feinde abzuhalten. Hinter der Land- wehr zeigt sich die Stadt, die Morgensonne glänzt von den Kuppeln der Stadtkirchen. Eine Binnenniauer scheidet die alte Stadt von einem neueren Teile; die Tore werden bei Nacht geschlossen. Sehr- groß ist die Zahl der quadratisch oder rund gebauten Mauertürme. München hat damals gegen 100, Frankfurt zwischen 60 und 70. Erker springen aus der Matter vor nach dem Stadtgraben; sie sind zum Teil heizbar, zierlich gedeckt und mit metallenen Kugeln ge- schmückt. Vor der Stadt steht auf einer Anhöhe der Rabenstein und schwarze Vögel fliegen dort um formlose Bündel an dem hohen Stadtgalgen. Beim Hochgericht vorbei führt der Weg durch Äcker, Weiden und Gemüsegärten. Auf luftigen Stellen drehen nahe der Mauer Windmühlen ihre Flügel. Wo ein Bach durch Wiesen läuft, klappern die Rüder von Wassermühlen. Über den Fluß führt eine Brücke. Sie bildet obe:r einen gedeckten Gang, mit Türmen an beiden Usern. In der Mitte ihrer Spannung steht das Bild des Schutz- heiligen mit Kruzifix und einem Opferstocke. Wer am Morgen die Stadt betritt, der begegnet sicher zuerst dem Stadtvieh. Denn auch in den große:: Reichsstädten treibt der Bürger Landbau, auch vornehme Häuser haben in engem Hofraum Viehställe und Schuppen. In den Straßen der Stadt traben die Kühe, ein Schäfer führt mit seinem Hunde die Schafherde ans die nahen Höhen. Die Schweine fahren durch die Haustüren in die Häuser und suchen auf dem Wege ihre unsaubere Nahrung. Der Rat verbietet zuweilen Schweineställe an der Straße zu bauen. Auch der Mist fehlt nicht; auf abgelegenen Plätzen lagern große Haufen,
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