1912 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Kracher, Fritz, Baier, Hans
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
188. Tie Kultur und Verarbeitung der Seide.
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Lammwo lle ist die Wolle der erst mehrere Monate alten Lämmer,
Hogwool die Molle von einjährigen Tieren, die noch nicht geschoren
waren. Als Haut- oder Gerberwolle bezeichnet man jene Wolle,
die von den Häuten geschlachteter Tiere, als Sterblingswolle jene,
die von gefallenen Schafen herrührt. Letztere ist für manche Zwecke
überhaupt nicht verwendbar, da sie sich nur sehr schlecht oder über-
haupt nicht färben läßt.
Bei dem Artikel „Schafwolle" ist nicht nur maßgebend, ob
sie als Schweißwolle oder seoureck in den Handel kommt, ob es
Merino- oder Croßbredwollen sind, sondern auch die Herkunft
ist von besonderer Wichtigkeit. Außerdem werden noch die Wollen
meist nach dem Produkt bezeichnet, zu dessen Herstellung sie sich be-
sonders eignen, z. B. Wollen für Schuß, Wollen für Kette, Spinn-
wollen, Tuchwollen usw.
Nach der Herkunft unterscheidet man: Kolonialwollen, das sind
die Wollen aus Australasien, worunter man Australien einschließlich
Neuseeland zu verstehen hat, und die Wollen von Kap, ferner La
Plataw ollen, das sind die Wollen aus Argentinien und Uruguay.
Außerdem kommen noch aus verschiedenen Ländern geringere
Mengen, welche nach diesen Ländern benannt werden, also ostindische
und Tibetwolle, Wolle von Punta Arenas, den Falklandinseln,
von Peru und Chile, persische und portugiesische oder Oporto-,
russische, spanische, chinesische Wolle, unter der Bezeichnung „Mittel-
meerwollen" kommen die Wollen aus der Türkei, Syrien, Ägypten
und Marokko in den Handel. Die Wolle der anderen hier nicht auf-
geführten europäischen Staaten hat nur lokale Bedeutung.
vr. Sonndorfer.
188. Die Kultur und Verarbeitung der Seide.
Angesichts des steigenden Wohlstandes auch der mittleren und
unteren Bevölkerungsklassen in fast allen Kulturländern ist der Be-
darf des Weltmarkts an Seide in den letzten Jahrzehnten gewaltig
gestiegen. Heutzutage kann sich nicht nur der Begüterte seidene Klei-
der, Möbel u. dgl. leisten sondern auch der bessere Arbeiter, das
Dienstmädchen usw. Allerdings spricht dabei der Umstand mit,
daß die fortgeschrittene Technik die äußerste Ausnutzung des Roh-
materials ermöglicht und daß die Seide eine über die Bekleidungs-,
Möbel- und Teppichindustrie weit hinausgehende Verwendung ge-
funden hat, die sie der großen Festigkeit und Leichtigkeit ihrer Faser
verdankt.
Da die Seidenkultur in subtropischen und tropischen Ländern
eine ungeheure Verbreitung gefunden hat, so lag der Gedanke sehr