1908 -
Zweibrücken
: Kranzbühler
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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weite Reifen in die deutschen Lande machen, verleiht doch pfälzischer
Stein dem Hause, wo über das Wohl und wehe unseres ganzen Volkes
beraten wird, dem Reichstagsgebäude in Berlin, einen Teil seines
Schmuckes ! Doch gibt es auch bei uns Sandsteine von geringerem werte ;
denn nicht alle besitzen ein gleichmäßig feinkörniges Gefüge, manche
zeigen vielmehr sehr weiche Stellen (Lebereinschlüsse) und sind
daher für Bauzwecke nicht verwendbar.
Rls Schmuck hat unser Stein seine hübschen Farben. Luntsand-
stein wird er darum genannt. 5lm weitesten verbreitet sind der rote
und der weiße Sandstein. Ersterer findet sich wohl am besten und
mächtigsten bei Weidenthal und Frankenstein. Uber auch von Enken-
bach, Hardenburg, Schopp, Rnnweiler, Dürkheim, Landstuhl, Blies-
kastel und anderen Orten werden solche Steine verschickt. Unter den
weißen Steinen gebührt wohl dem Königsbacher die Palme,' denn er
hat den Ruf unserer pfälzischen Steine fest gegründet. Frankweiler,
Klingenmünster, Grethen, Wattenheim liefern ähnliche Steine. Einer
der ersten, die den wert des weißen Sandsteines erkannt haben, ist wohl
König Ludwig I. gewesen. Nirgends tritt die Schönheit dieses
Steines besser hervor als an der von ihm erbauten Villa Ludwigshöhe.
Graue und grüne Steine finden sich in der Nord- und Westpfalz, so
bei Tontwig, Rirkel-Neuhäusel, Hochstätten.
Rot und weiß, das sind die Hauptfarben unseres Steines und
wie sinnvoll erscheint es, daß die Stirnseite des altehrwürdigen Speyerer
Domes diese Farben zeigt! Sst es nicht als wollte der Stein vom
Rheine aus mit Stolz auf seine Heimat, unser reizendes Gebirgsland,
hinweisen?
Ls ist selbstverständlich, daß ein so wertvolles Material wie unser
Sandstein das Bild der pfälzischen und der in weiterem Umkreise
gelegenen Städte und Ortschaften bedeutend beeinflußt: am Rhein
die mächtigen Dome von Speyer und Worms, in anderen Städten
die hübschen, in neuem Stil gehaltenen Villen, in den Dörfern
der Haardt die hohen Torsäulen und -bogen, auf den Bergen
die alten Burgen mit ihren riesigen Ouadern und fast überall die
hohen, kastellartigen Kirchtürme!
Unser Sandstein ist für uns auch von großer volkswirtschaftlicher
Bedeutung. Nach zuverlässigen Rngaben sind in der Pfalz über 300
betriebene Sandsteinbrüche und diese zahlen jährlich an Steinbrecher
und Taglöhner über zwei Millionen Mark als Rrbeitslohne. Das
ist eine hübsche Summe! Uber noch großer ist der Betrag, der jähr-
lich aus der Bearbeitung des Steines fließt. Gibt es doch in der