1908 -
Zweibrücken
: Kranzbühler
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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schiebemassen tut. Dagegen wurde der Lößboden, dem die Rhein-
ebene ihre große Fruchtbarkeit verdankt, während oder kurz nach der
Eiszeit durch Landstürme hereingeweht und abgesetzt.
Rugust Decker weist in seinen „wasgaubildern" daraus hin, daß
merkwürdigerweise eine alte volkssage erzählt, die Oberrheinische Tief-
ebene sei ehedem ein Lee gewesen, und daß das Volk jetzt noch die
rätselhaften ehernen Ringe an den höchsten Vogesenselsen des Tännchels
und Gdilienbergs als Lchiffsringe*) bezeichnet. Dieser Lee der volks-
sage hat mit dem wissenschaftlich erst neuerdings nachgewiesenen Rhein-
talsee, der vor der Eiszeit vorhanden war, wohl nichts zu tun. viel-
leicht liegt hier eine reine Lage vor, deren Entstehung auf die all-
seitige Gebirgsumrandung der Ebene zurückzuführen ist. Möglicher-
weise aber bezieht sich die volkssage von dem Rheintal-Lee auf
die fließenden Gewässer der Eiszeit und dann könnte sich eine dunkle
Runde der damaligen Raturverhältnisse von der ältesten Bevölkerung
der Gegend bis auf die heutigen Geschlechter vererbt haben, während
der Eiszeit tauchten nämlich die ersten Bewohner der Rheinebene auf.
wer aber kennt alle die Fäden, die das Menschengeschlecht von Volk
zu Volk und von Geschlecht zu Geschlecht oft so geheimnisvoll ver-
knüpfen?
Dr. Klbert Attensperger.
146. Im Weingebiet der Vorderpfalz.
3u den fruchtbarsten und bevölkertsten Gegenden unseres deutschen Vater-
landes gehört die Oberrheinische Tiefebene, die sich in einer Breite
von 30—45 Kilometer von Basel bis Mainz erstreckt, durchflutet von
dem Silberstrom des herrlichen Rheines, umgeben im Osten und Westen
von dem schützenden Wall reizender Mittelgebirge.
Soweit diese Tiefebene zum bayerischen Kreise Pfalz gehört, wird
sie in ihrem östlichen Ende von dem befruchtenden Rheinstrome, im
Westen von den burgenreichen Höhen des Wasgaues, der Haardt und dem
nordpfälzischen Berglande mit der Porphyrkuppe des massigen Donners-
berges begrenzt.
Dieses Gebiet ist ein Landstrich, wie ihn kaum schöner die Sonne
in ihrem Lause begrüßt, ein Landstrich, über den die gütige Natur das
Füllhorn reichster Segnungen ausgegossen hat.
„Da lieget ausgebreitet in stets verjüngter Pracht
Ein weiter Gottesgarten, vom Himmel reich bedacht;
Was nur das Herz ergötzet, was nur den Blick erfreut,
Das findest du hier alles in Fülle ausgestreut,"
*) Kelten und Germanen sollen bisweilen ihre Gpferstätten mit Ketten
umgeben und letztere durch solche Ringe hindurchgezogen haben.