Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lese-, Lehr- und Hilfsbuch für Gewerbeschulen - S. 103

1905 - Schwerin i. M. : Bärensprung
Aonkurs. 103 leichtern Sie mir und den Gläubigern freilich die Abwickelung der Ge- schäfte ganz bedeutend; wir werden also schnell zum Ziele gelangen." — „Ls liegt mir sehr fern, meinen Gläubigern irgend welche Schwierig- keiten zu bereiten. Ich trage schwer genug an dein Schaden, den ich unschuldigen Menschen, wenn auch ohne böse Absicht, zugefügt habe. Aber was Helsen alle Vorwürfe, die ich mir fortgesetzt mache! Es ist einmal geschehen, und die Wucht der Tatsachen ist größer als die Schönheit bunter Träume." „Ich kann sie schwerlich trösten," versetzte cherr Schulz voll Mitleid, „aber vielleicht sehen Sie Ihre Lage zu düster an, und die Verhältnisse sind besser, als Sie denken. Es gehört ja zu meinen pflichten als Verwalter, die einzelnen Eintragungen j)unkt für jdunkt nachzuprüfen. Da ist es doch nicht ausgeschlossen, daß ich zu einem Ergebnis gelange, das für Sie wesentlich günstiger lautet als das Ihrige. Wie ich aus dem letzten Abschluß ersehe, verbleibt als bares vermögen immer noch eine nennenswerte Summe. Unter diesen Umständen hat natürlich das Gericht kein Interesse daran, das Verfahren, wie es sonst wohl getan hätte, aufzuheben; es sind ja genügend Mittel vorhanden, die entstehenden Rosten zu decken." „Sicher," bestätigte der Meister, „und ich hoffe bestimmt, den Gläubigern noch etwa 30—^0% ihrer Forderungen vergüten zu können." —- „Das wird diesen bei aller Ent- täuschung allerdings angenehm sein zu hören, denn „so viel ich weiß, geben sich diese den trübsten Erwartungen hin." — „Überzeugen Sie sich selbst," gab jener zur Antwort, durch die Eröffnungen des Verwalters ein wenig ermutigt. „Ich weiß," fuhr er fort, „daß mir im Ronkurs- verfahren auch die Verwaltung über mein augenblickliches vermögen genommen ist. Lassen Sie, b)err Schulz, das Geschäft durch andere weiterführen, oder verkaufen Sie es, ganz wie Sie es für gut einsehen; ziehen Sie die Außenstände ein, und Sie werden selbst finden, daß die Sache so schlecht nicht steht, wie meine Gläubiger Ihren Reden nach zu fürchten scheinen." — „Es sind ja allerdings neben den Gerichtskosten auch noch die Arbeiterlöhne und die öffentlichen Abgaben ins Auge zu fassen, die, weil vorberechtigt, zuvor rein ausgekehrt werden müssen. Auch dürfen Sie und Ihre Familie während der Dauer des Verfahrens natürlich nicht ohne Mittel sein. Die Ljauptkasse wird für Sie einzutreten haben," bemerkte der Verwalter vorsichtig. „Freilich," fiel ihm der Meister ins Wort, „aber das alles macht zusammen nicht soviel, uni den schließlichen Effekt in Frage stellen zu können." „Nun, dann ist es gut," beruhigte sich der Verwalter. „Sie wissen ja nun Bescheid. Mit deni heutigen Tage habe ich die Führung Ihres Geschäftes übernommen. Sollten Runden kommen, um rückständige Schulden zu bezahlen, so senden Sie sie zu mir. In den nächsten Tagen werde ich wohl noch einige Male wiederkommen, um wegen der Inventuraufnahme, die ich für das Gericht zu besorgen habe, mit Ihnen zu verhandeln. Seien Sie über- zeugt, daß ich mich bemühen werde, ebenso gut die Interessen der Gläubiger zu vertreten, wie ich die Ihrigen wahrzunehmen gedenke." Damit nahm er seine Papiere unter den Arm und ging von dannen.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer