Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 19

1893 - Trier : Schaar & Dathe
19 Vaters in das Geheimnis der Gußstahlbereitung eingeweiht, stand er früh morgens, noch ehe die beiden Arbeiter kamen, bereits in der Werkstätte, das Tagewerk vorbereitend und mit kundiger Hand die Tiegel beschickend. Dann stand er neben den Gesellen, im Arbeiter- kittel, und vollendete an jedem Tage aufs neue das schwierige Kunst- stück, zugleich Lehrling und Meister zu sein. So ging es Jahr um Jahr; der Jüngling schaffte rastlos voran an dem schwierigen Werke, das der Vater ihm vererbte, und das Glück trat über seine Schwelle. Zuerst zögernd, langsam, als besinne es sich, ob es hier weilen dürfe, wo länger als ein Jahrzehnt Not und Sorge gehaust, dann rascher, und endlich war es da, überwältigend in ungewohnter Freigebig- keit. Aus den zwei Arbeitern, die der Knabe beschäftigt, wurden fünf, 1832 gar zehn, 1842 hundert. Das war die Zeit der ersten Eisenbahnen, die Zeit, die anfing, sich des Wertes bewußt zu werden, die jenes Produkt für sie haben mußte, das unter jenen rauchenden Kaminen bei Essen erzeugt wurde. Das Jahr 1848 allerdings schien noch einmal das mühsam errichtete Werk vernichten zu wollen. Die Zahl der Arbeiter sank mit einem Schlage von 122 auf 72, iiub auch für diese treue Schar hatte Alfred Krupp kaum mehr Brot genug. Von dieser Zeit, die ja glücklicherweise nicht lange währte, berichtete der Kanonenkönig später in einer Kundgebung an seine Leute: „Wenn bei Verkehrs- stockungen alle Industrien darniederlagen, wenn Bestellungen fehlten, so habe ich dennoch arbeiten lassen, niemals einen treuen Arbeiter entlassen. Es sind noch viele alte da, die dies bezeugen können. Fraget sie, was im Jahre 1848 für die Arbeiter geschehen ist . . . “ Als alle übrigen Mittel erschöpft waren, nahm er kurzerhand das in besseren Zeiten erworbene Silbergeschirr und ließ es Anschmelzen .. So hatte einst Friedrich Wilhelm I. seinem Lande über jene schwere Zeit nach dem Tode des Vaters hinweggeholfen, so brachte ein edler Mann sein kleineres, aber nicht minder geliebtes Reich über einen Zeitraum des Niedergangs. Von jetzt ab läßt sich mit einer kurzen Unterbrechung eine stetig aufsteigende Bewegung im Werke Krupps verfolgen. So ist die Arbeiterzahl 1876 auf 10500 gestiegen — aber auch hier zeigen sich alsdann die Spuren des großen Kraches, die für die Eisenindustrie hauptsächlich erst durch die neue Zollpolitik von 1889 gemildert werden. Als man am 18. Juli 1887 den Kanonenkönig mit bei- spiellosem Pomp zu Grabe trug, waren die Spuren jener unglücklichen Ereignisse auf der Gußstahlfabrik indes längst verweht, und der Erbe des Werkes, Friedrich Alfred Krupp, hat sie sich nicht wieder- holen sehen. Er ist von Erfolg zu Erfolg gegangen und heute, wo die Firma Friedr. Krupp in all ihren Werken mehr als 60000 Arbeiter beschäftigt, heute steht der Name Krupp auf einer Höhe, 2*
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer