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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 229

1893 - Trier : Schaar & Dathe
229 Maschinenraspeln zerkleinert, mit Wasser gemischt und nun zum Gären gebracht, wodurch erst der Farbstoff gewonnen wird. Von den blaue Farbe liefernden Pflanzen war früher der Waid, auch deutscher Indigo genannt, die am meisten kultivierte. Namentlich wurde sehr viel Waid in Deutschland gezogen. Überall bei den Dörfern in Thüringen, Sachsen, Franken, Schlesien re. sah man die mächtigen, von Pferden in Bewegung zu setzenden, in auf- rechter Stellung sich herumwälzenden Mahlsteine, mit denen der Waid, eine in niedrigen Büscheln wachsende Pflanze, zu Brei zer- quetscht wurde, um aus diesem, nachdem er in Haufen gesetzt, eine faulige Gärung durchgemacht, kleine Ballen zu formen und sie in offenen Schuppen auf Hürden zu trocknen. Es wurde daraus eine schöne blaue Farbe gewonnen, die dann freilich von dem noch schöneren Blau des Indigo fast ganz verdrängt worden ist, so daß Waid nur noch wenig angebaut wird. Der wichtigste aller Farbstoffe aus dem Pflanzenreich ist der Indigo, der aus in Ostindien kultivierten Gewächsen, den der Familie der Schmetterlingsblütler angehörenden Jndigoferen gewonnen wird. Auch der Indigo war bereits in uralten Zeiten als Farbepflanze bekannt. Gegenwärtig verbraucht Europa für über 200 Millionen Mark Indigo für die Färberei in Tuch, Wolle, Baumwolle, Leinen und Seide. Der Farbstoff, das Jndigoblau, wird durch Auspressen und Gärenlassen des Saftes der Pflanzen gewonnen. Der Verbrauch des natürlichen Indigo geht heute jedoch immer mehr zurück, um dem künstlichen Farbstoff Platz zu machen. Eine sehr wichtige Nolle spielen in der Gegenwart die chemi- schen Farbstoffe. Die meisten derselben werden aus einer ganz geringwertigen Materie, nämlich aus Holz- und Steinkohlenteer, hergestellt. Viele davon führen den Namen Anilinfarben. In dem Teer sind mannigfache Stoffe enthalten, die als Grundlage zur Verarbeitung dienen. Sie werden durch Destillation aus dem Teer gewonnen; mit Zugrundelegung des einen oder des andern jener Stoffe lassen sich die verschiedensten Farben: Not, Blau, Grün, Braun, Schwarz und viele andere herstellen. — So viel Können und Wissen dazu gehört, soweit es die Vorbereitung zum Färben, die Farbenbereitung und manches andere anlangt, ein guter und tüchtiger Färber zu sein, so einfach ist die Färberei, d. h. das Färben an und für sich. In Kufen aus Holz, Kupfer, Messing oder Gußeisen wird der Farbstoff, der den Namen Flotte oder auch Färberflotte führt, gebracht. Diese kann durch ein Dampfrohr beliebig erwärmt, durch ein Kaltwasserrohr nach Erfordernis abgekühlt werden. Die Herstellung der Flotte zum Färben dieser oder jener Stoffe ist ganz außerordentlich mannigfaltig. Die Natur der zu färbenden Stoffe ist sehr verschieden; die von tierischen Fasern stammenden
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