1893 -
Trier
: Schaar & Dathe
- Autor: Koepper, Gustav
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zug, der sein Ziel schon innerhalb Jahresfrist erreichen würde. Eine
Kanonenkugel, die mit einer immer gleich bleibenden Geschwindigkeit
von siebenhundert Meter in der Sekunde nach dem Monde flöge,
würde gar schon nach hundertachtundfünfzig Stunden, d. h. nach
sechs Tagen und vierzehn Stunden dort niederfallen.
Und nun schaue dir die erleuchtete Mondscheibe einmal genauer
an. Was erblickst du da? Große dunkle Flecken, die mit helleren
Stellen abwechseln. So, nun fasse einmal jenen glänzenden Punkt
nahe dem östlichen Mondrande fest ins Auge. Nach wenigen Minuten
wirst du, geblendet von dem Glanze, den er ausstrahlt, den Blick
abwenden müssen. Nun, auf diesen Punkt wollen wir zufliegen;
dort scheinen uns besondere Herrlichkeiten zu erwarten. Ein ernster
Wunsch — und wir sind auch schon dort angelangt. Aber wie
sonderbar ist uns zu Mute! Wie aus schwerem Traum erwacht,
blicken wir um uns her. Wir stehen auf einsamer Bergeshöhe, auf
dem Rande eines gewaltigen Kraters. Der mächtige, alpenhohe
Ringwall, auf den wir unsern Fuß gesetzt haben, ist nach allen
Seiten hin von tiefen Tälern mit schroff ansteigenden Wänden
zerrissen und zieht sich bis an den Horizont dahin, eine wellige
Ebene einschließend, aus deren Mitte ein spitzer Bergkegel von etwa
dreihundert Meter Höhe emporragt. Den Durchmesser des ganzen
Walles schätzen wir auf vierzig bis fünfzig Kilometer. Und während
wir staunend die großartige Gebirgslandschaft, die in blendendem
Sonnenglanze vor uns liegt, betrachten, müssen wir uns gestehen,
daß unsere Erde nichts bietet, was ihr an Großartigkeit gleichkommen
würde. Wild und trotzig, in scharfe Grate und Nadeln auslaufend,
ragen hier die Massen in die Höhe, dort bilden sie sanftere Abhänge
gleich erhärteten Lavaströmen.
Vom östlichen Abhange des Ringgebirges, auf dein wir uns
befinden, schweift das Auge über eine von zerstreuten Bergrücken
durchzogene Gegend, bis es am Horizonte eines weiten Gebirges
von ähnlicher Beschaffenheit ansichtig wird.
Während wir uns anschicken, die steilen Hänge des Gebirgs-
walles zu ersteigen, an dessen Fuße wir inzwischen angelangt sind,
können wir uns überzeugen, wie treu uns die Fernrohre und
Teleskope der Erde in Verbindung mit der Photographie die Ober-
fläche des Mondes widerspiegeln. Mit wunderbarer Leichtigkeit geht
der Aufstieg von statten; denn so gering isl die Anziehungskraft
des Mondes, daß unser Körper etwa nur ein Sechstel seines irdischen
Gewichtes behält. Nur die Sonne, die jetzt fast scheitelrecht über
uns steht, sendet glühende Strahlen auf uns herab, deren Brand
uns zu verzehren droht. Wir treten in den Schatten eines über-
hängenden Felsgrates. Aber welch eine sibirische Kälte umfängt
uns dort! Unmöglich, es dort mehr als ein paar Augenblicke aus-
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