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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 204

1897 - Stuttgart : Bonz
204 Geographie. No. 107. als Frankreich. Die Seine (Sahn) läßt sich weder an Wasserfülle noch an Schönheit der Ufer mit der Elbe vergleichen; nirgends fließt sie durch solche Landschaften wie die Elbe z. B. bei Dresden. Schon daraus, daß sich in Deutschland viel mehr Gebirge verzweigen als in dem größtenteils flacheren Frankreich, kann man schließen, wie viel mannigfaltiger und reizvoller die Natur der Landschaften in Deutsch- land sein muß. An dem Rhone ist's schön, namentlich bei Lyon, doch nicht reizender als im österreichischen Donauthale, und weder Rhone noch Loire (Loahr) dürfen sich mit dem Rheinstrom messen, dessen pracht- volle Ufer mit Weinhügeln, Bergen, Städten und Burgruinen von den Reisenden aller Völker Europas gern besucht und hoch gepriesen werden. Freilich wendet der unwissende Südfranzose und der Italiener sein Angesicht hinweg von unsrem teuren Vaterlande und schilt es nebelicht und feucht, und der vorurteilsvolle Spanier meint gar, nur in Frank- reich könne er es noch allenfalls aushalten; was jenseits liege, sei alles nordisches Land ohne Sonne und Sterne. Mit Recht aber können wir diese Leute auf England verweisen, zu dessen Nebeln sich die uns- rigen verhalten wie zarte Schleier zu Sackleinwand. Mit Gleichmut hüllen wir uns eine Zeit lang in unsere Rhein- und Donaunebel und denken: „Die Sonne sieht nachher wieder um so schöner aus." Ein stets blauer Himmel, eine ewig blitzende Sonne wie in Spanien — kein Deutscher könnte sie ertragen. Der schroffe, unzugängliche Engländer hat auf seiner vom Meere umwogten Insel außer sich selbst keinen einzigen Nachbar. Der Franzose hat nur zweierlei Nachbarn, romanische und deutsche. Wir Deutsche aber haben fast alle Europäer zu Nachbarn: germanische, romanische und slavische aller Art. Mit den Slaven im Osten, mit den Russen, Polen, Böhmen, Serben, Kroaten — ja, wer nennt die Volksstämme alle! — stehen und standen wir schon in Freundschaft und Feindschaft. Die Italiener haben, wenn auch wider Willen, in unsere Gemeinschaft treten müssen. Mit den Franzosen im Westen sind wir leider in nur zu nahe Brüderschaft getreten, und im Norden haben wir uns an Holländer und Normannen angeschlossen. Es ist keine dieser Nationen, deren Sprache nicht entweder in ganz Deutschland oder doch in einem Teile desselben verstanden würde; und sie können alle zu uns kommen und irgend eine Gegend bei uns finden, in der sie sich fast wie zu Hause fühlen können. Wir selbst aber haben reiche
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