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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 241

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 124. • Geographie. 241 germanischen haben sich in überwiegender Zahl der protestantischen Kirche zugewandt. Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine Haupt- rolle gespielt hat, sind die Italiener. Welche Erinnerungen knüpfen sich an Italien, welche Schätze birgt es noch in der Gegenwart! Noch heute zieht es Tausende mit unwiderstehlichem Drange in das „Land, wo die Zitronen blühn"; noch heute sind seine Museeiuund Kunstsammlnugeu ein Anziehungs- punkt für Künstler und Kunstfreunde. Roms Macht ist freilich schon seit langer Zeit dahingesunken; aber wenn der Reisende die Kuppel der Peters- kirche am Himmel auftauchen sieht, da klopft sein Herz höher, und sein Fuß betritt nicht ohne eine gewisse Erregung die Straßen der altehrwürdigeu Stadt. — Das Ideal der meisten Italiener ist das dolce far niente, das süße Nichtsthun; darum ist der Handel Italiens von geringer Bedeutung, die gewerbliche Thätigkeit der Größe und dem Reichtum des Landes nicht entsprechend. Auch die Volksbildung steht ans niedrigerer Stufe als in den meisten andern europäischen Ländern. Die Regierung hat noch jetzt mit der Unterdrückung des Räuberunwesens zu thun. Äußerst zudringliche Bettler be- lästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder Gelegenheit nach einem Trinkgeld aus. Im nördlichen Italien findet man mehr Arbeit- samkeit ; von hier ans gehen viele in andere Länder, um als Eisenbahuarbeiter, Maurer, Gipsfigurenhändler, Zuckerbäcker so viel zu verdienen, daß sie sich später in der Heimat ansiedeln können. Der Italiener hat eine schöne Gestalt, meist dunkle Augen und dunkles Haar, ein leidenschaftliches Gemüt, große Zungenfertigkeit und eine schöne, vokalreiche Sprache. Das stolzeste Volk der romanischen Rasse sind die Spanier. Seinen Stolz trägt der Spanier schon im Äußern zur Schau; er bückt sich nicht gern und arbeitet nur, wenn er muß. Sein Vaterland, das in seinen süd- lichsten Teilen die köstlichsten Weine und Südfrüchte hervorbringt, stellt auch keine großen Anforderungen an seine Arbeitskraft; es bringt ihm fast von selber hervor, was er braucht. Und der Spanier braucht wenig, da Mäßig- keit, besonders im Essen und Trinken, zu seinen Haupttugenden gehört. Be- trunkene sind eine große Seltenheit. Die Männer tragen fast das ganze Jahr hindurch einen Mantel, der alle Einflüsse des Klimas abhält; er ist, je nach- dem er fester oder nachlässiger umgeschlagen ist, das Thermometer der Witte- rung. Die spanischen Frauen und Mädchen, die höchst malerische Gewänder tragen, sind wegen ihrer Schönheit berühmt; mit unnachahmlicher Zierlichkeit führen sie ihre Nationaltänze ans und erfreuen den Zuschauer bald durch lang- same bald durch leidenschaftlich schnelle Bewegungen des Körpers. — Das Land ist schwach bevölkert. Stundenlang sucht der Reisende auf den Hoch- ebenen der beiden Kastilien nach Spuren von Menschen. Höchstens ein Hirte, Lesebuch für Fortbildungsschulen. 16
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