1897 -
Stuttgart
: Bonz
- Hrsg.: Württembergisch-Evangelisch Schullehrerunterstützungsverein, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
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Geschichte.
No. 130.
der König in einen heftigen Streit mit der Volksvertretung verwickelt,
die ihm die Mittel zur Durchführung feines Planes verweigerte. Schon
trug er sich mit dem Gedanken, zu Gunsten seines Sohnes zurückzu-
treten, als sich im letzten Augenblicke noch ein Mann fand, der sich
anheischig machte, den Willen des Königs gegen allen Widerspruch zu
behaupten: Bismarck (1862).
Den inneren Streit in Preußen suchte der Kaiser von Österreich
zu seinen Gunsten auszunützen. Er berief die deutschen Fürsten zu einem
Fürstentag nach Frankfurt (1863), um die Verfassung des deut-
schen Bundes in der Weise umzuändern, daß Österreich eine beherr-
schende Stellung in Deutschland eingeräumt worden wäre. Aber der
König von Preußen leistete der Einladung keine Folge; und nun machte
man die Erfahrung, daß gegen Preußens Willen in Deutschland nichts
durchzusetzen sei: der österreichische Plan fiel ins Wasser.
Wenige Monate nachher sah man die beiden Großmächte Öster-
reich und Preußen, die sich eben noch so feindselig gegenübergestanden
waren, durch ein Wafsenbündnis vereinigt zum dänischen Kriege
(1864). Die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein waren seit
Jahrhunderten eng miteinander verbunden, obgleich Schleswig zum
dänischen, Holstein zum deutschen Reich und seit 1815 zum deutschen
Bund gehörte. Der König von Dänemark war zugleich Herzog von
Schleswig und Holstein; diese Länder hatten aber ihre besondere Volks-
vertretung und ihre besonderen Behörden. Schon 1848 hatten die
Dänen den Versuch gemacht, Schleswig von Holstein loszureißen und
mit den andern dänischen Ländern, nämlich Jütland und den Inseln,
zu einem Einheitsstaate zu vereinigen, für den ein gemeinsamer Reichs-
tag zu Kopenhagen gebildet werden sollte. Zur Abwehr dieses An-
schlags war ein Aufstand in Schleswig-Holstein und dann ein Krieg
Preußens und des deutschen Bundes gegen Dänemark ausgebrochen.
Das Ergebnis war, daß Schleswig-Holstein zwar unter der Herrschaft
des dänischen Königs blieb, daß sich aber dieser Österreich und Preußen
gegenüber verpflichtete, Schleswig dem dänischen Staatswesen nicht ein-
zuverleiben, sondern ihm seine Selbständigkeit zu lassen (1852). Trotz-
dem nahm Ende 1863 der neue König Christian Ix von Dänemark
eine Verfassung an, die Schleswig für einen Bestandteil des dänischen
Einheitsstaates erklärte. Darüber kam es zum Krieg Preußens und
Österreichs gegen Dänemark. Das von König Wilhelm umgestaltete