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1. Lesebuch für Fortbildungsschulen - S. 369

1897 - Stuttgart : Bonz
No. 181. Kirchengeschichte. 369 was man will, — den Ruhm verdient es gewiß, das Jahrhundert der Humanität, des praktischen Christentums zu heißen. Barmherzige Liebe kostet Geld. Darum ist's gut, daß der reichste Mann in Württemberg, nämlich der Staat (welcher freilich auch am meisten Schul- den hat!), das Seinige dazu hergiebt. Der Staat sorgt jetzt fast ganz von sich aus für die Waisenkinder; evangelische Waisenknaben kommen nach Stuttgart, evangelische Waisenmädchen nach Markgröningen ins Waisenhaus. Ebenso ist für die Taubstummen von Staats wegen trefflich gesorgt. Könntest du nur einmal in einer der vier Taubstummenanstalten einen halben Tag zuhören, du würdest dich wundern, wie da menschliche Geduld und Kunst die „Taubstummen" reden lehrt! Auch für die Bildung der Blinden in Schulfächern und Handfertigkeit geschieht von Obrigkeits wegen viel, haupt- sächlich in der Nikolauspflege zu Stuttgart und in dem Blindenasyl zu Gmünd. Denken wir vollends an die vielen armen Geisteskranken, welche in den Staatsirrenhäusern in Winnenden, Zwiefalten, Schufsenried, Weißenau gepflegt werden; an die teilweise vorzüglich eingerichteten Kranken- Versor- gungs- und Landarmenhäuser, welche sich von den früher mit Recht so gefürch- teten Spitälern unterscheiden wie Tag und Nacht; an den stets wachsenden Armenaufwand unserer Gemeinde- und Staatsbehörden, so stehen wahrlich ansehnliche Leistungen der öffentlichen Armenpflege vor unsern Augen. Aber das Beste thut immer die freiwillige Liebe. Voran geht hier mit leuchtendem Beispiel unser Königshaus. Und doch sind nicht die Ge- schenke fürstlicher Huld, auch nicht die großen und kleinen Gaben der bürger- lichen Kreis? das eigentliche Triebrad des großen Liebeswerks, sondern die aufopfernde Kraft derer, welche darin persönlich thätig sind. Dies mag eine kurze Wanderung durch das reiche Gebiet uns vor die Seele führen. Schon für die kleinsten Kinder in der Stadt, deren Mütter den ganzen Tag dem Geschäft außer dem Hause nachgehen müssen, giebt es Pflegehäuser, „Krippen," so genannt um des liebsten Kindes willen, das im Stall ge- boren ist. Welchen Wert eine Kleinkinderschule für die drei-bis sieben- jährigen Kinder hat, weiß jedermann; haben wir doch jetzt mehrere Hundert solcher Bewahranstalten in unserem Land. Aber auch manchen Schulkindern muß man, zumal in größeren Städten, im sogenannten Knabenhort eine Heimstätte öffnen, weil die Stube ihrer Eltern erst abends von 6 oder 7 Uhr an offen ist. Oft verwildert ein Kind gerade deswegen, weil Vater und Mutter zu wenig Zeit haben, nach ihm zu sehen; manchmal fehlt es aber auch an der nötigen Zucht und am guten Beispiel daheim. Wie gut ist es, daß wir in unseren Rettungsanstalten allerlei verwahrlosten Kindern die Erziehung geben können, welche sie brauchen! Von den 16 Anstalten dieser Art in Württemberg sind die bekanntesten die in Stuttgart (Paulineupflege), Lesebuch für Fortbildungsschulen. 24
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