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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 154

1906 - Leipzig : Hahn
154 dieses Wenige bezog er zum Teil im Tauschhandel von fremden Handelsleuten, die Hoffnung auf Gewinn in das noch unwirtliche Land führte, von Römern, Kelten, Juden u. a. m. Das Geld spielte bei diesem Güteraustausch noch keine Rolle. Ware wurde um Ware eingetauscht. Der Fremde brachte Erz und Eisen, Silber und Gold, also vor allem Rohstoffe, die man dem deutschen Boden noch nicht abzugewinnen wußte oder die es überhaupt nicht gab, aber auch Erzeugnisse ausländischen Gewerbfleißes: Schmuck und Kleidung und mancherlei Tand, woran der kindliche Sinn des Barbaren seine Lust hatte. Der römische Kaufmann erwarb von den Barbaren Bernstein, Pelze und Tierhäute, aber auch Sklaven, die dieser auf feinen Heer- fahrten erbeutet hatte. Dem Mangel an germanischen Kaufleuten entsprach der Mangel eines germanischen Gewerbestandes. Die Anfänge gewerblicher Arbeit und gewerblichen Lebens freilich waren vorhanden; allein Leute, die um des Erwerbs willen ein bestimmtes Handwerk als Lebensbemf geübt hätten, fehlten in dieser Frühzeit unseres Volkstums fast gänzlich. Was man an gewerblichen Dingen für die Bestellung der Ackerflur, für Wohnung und Kleidung, für Ausrüstung zur Jagd und zum Kriege brauchte, lieferte im allgemeinen der eigene Haushalt. Aus den Stämmen des reichen heimatlichen Waldes zimmert der germanische Bauer mit seinen Knechten unter freundnachbarlicher Beihilfe seiner Sippen und nächsten Volksgenossen sein rohes Blockhaus, das er mit Stroh deckt und dessen Gebälkspalten er mit Moos verstopft oder mit Strohlehm ausklebt. Die Wände versteht er mit Kalk und anderen erdigen Farbstoffen weiß zu tünchen und bunt zu färben. Er höhlt einen starken Eichenstamm und fertigt so den „Einbaum", mit dem er den Strom beführt. Die hauptsächlichsten Ackergeräte, Waffen und Geschosse weiß er aus verschiedenen Stoffen mit eigner Hand her- zustellen. Der Löwenanteil der Arbeit indes entfällt noch lange Zeit auf die Frauen, die minderjährigen Söhne, Töchter, die Knechte und Mägde. Die Hausfrau spinnt und webt, sie bereitet aus ihren wollenen und leinenen Geweben, aus selbstzugerichteten Tierfellen die einfache Klei- dung. Töchter und Mägde gehen ihr dabei an die Hand. Die Spindel ist das Sinnbild des Weibes, wie das Schwert das Wahrzeichen des Mannes ist. Auch für des Leibes Nahrung sorgen die Weiber: sie brauen das Gerstenbier und den süßen Met, sie mahlen mit der Hand- mühle das Getreide, bereiten die Hauptspeise, den Haferbrei, und backen das Brot. Schwerere handwerksmäßige Arbeiten verrichteu die männ- lichen Hörigen oder Knechte. Aber auch sie sind keine Handwerker, sondern Landarbeiter. Das Handwerk ist ihnen eben nichts als ein von der Landwirtschaft untrennbarer Nebenbemf. Man braucht noch keinen Zimmermann und keinen Dachdecker, keinen Maurer und keinen Tüncher, keinen Stellmacher, keinen Weber und keinen Schneider, keinen Kürschner, keinen Gerber und keinen Schuster, keinen Müller, keinen Bäcker und keinen Brauer. Die gewerbliche Nebenarbeit der
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