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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 159

1906 - Leipzig : Hahn
159 „Geschicklichkeit hat er besessen," nahm jener wieder das Wort, „aber den jetzt lebenden Steinmetzen, einem Adam Ar afft kommt er nicht gleich, Hier an der Frauenkirche, da könnt Ihr sehen, was der eine und was der andere leistet. Die Airche ist von Echonhofer. aber die kunstreiche Aapelle über dem Portal ist von unserem Araffn dem geschicktesten Baukünstler und Bildhauer." A)ie angezaubert stand ich noch an dem Brunnen. Da schlug die Uhr der Frauenkirche, und paumgärtner zwang mich, nach der Airche zu gehen, um das In ä n n l e i n l a u f e n zu sehen. Es hieß das kunstreiche Uhrwerk über dem Eingang der Airche, weil jede stunde bewegliche, bunt bemalte Figuren hier einen Hm> zug hielten. Das sah ganz possierlich aus. Auf dem Throne faß Aaiser Karl. Ein Herold erschien, und ihm folgten vier Posaunen- bläser und darauf die sieben Aurfürsten mit den Reichskleinodien. Jene, sobald sie vor dem Aaiser waren, setzten die Posaunen an den Mund, und diese nahmen fein zierlich die Hermelinmützlein ad. Über dem siegprangenden Aaiser hieß es: „Mensch, bedenke dein Ende"; denn der Anochenmann schlug mit der Eense die stunden an die Glocke. Die Figuren waren in Aupfer getrieben und vom Meister Eebastian Lindenast verfertigt, der vom Aaiser Max dafür allerlei Freibriefe erhielt. Auf den Rat paumgärtners begab ich mich jetzt nach der Lorenzkirche, um daselbst das Eakramentshäuschen von Adam Arafft zu sehen, das er mir als das kunstvollste Merk schilderte. Der gerade U)eg führte mich über die Holzbrücke, von der das Auge die gelblichen Fluten der Pegnitz sich an den Borden fruchtbarer Inseln brechen sieht. Ich stand jetzt vor dem Lorenzmünster, und die Frauen- kirche war vergessen. Als ich zwischen den beiden goldgedeckten Türmen den Giebel mit dem runden, sternförmigen Fenster, die reichen Bildwerke des Eingangs sah, da meinte ich, daß die Baukunst nichts höheres erschaffen könnte; doch als ich in die Airche trat und die himmelanstrebenden Gewölbe erblickte, ward ich zweifelhaft. Erhebend ist ein Blick zwischen die Pfeilerreihen, deren Bogen sich wie zu einem Laubgange vereinigen. Unbegreiflich, wie die Steine ihre Natur ver- leugneten und emporstiegen auf das Machtgebiet der Aunst, als wenn der Etämme Lebenskraft die Zweige aufwärts zöge l Ich ging in den ungemessenen Räumen umher ungewissen Schrittes, bis ich an einem Pfeiler zunächst dem Hochaltar staunend weilte, Hier ragte nämlich das kunstvolle Gebäude schlank und zierlich empor, in dem des Bischofs Hand die Hostie verwahrt. Nicht aus Etein schienen hier die Aste, Ranken und Blätter gehauen, sondern Blätter, Ranken und Aste versteinert. Es war das Eakramentshäuscheu, das wohl 60 Fuß hoch emporstieg. Unten erblickte man das Bild des Meisters selbst, der mit zwei Gesellen knieend die Balustrade trug, die das Gebäude umgab; der Meister, ein ehrwürdiger Aahlkopf mit langem Barte, blickte mild hinauf,
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