1906 -
Leipzig
: Hahn
- Autor: Wehrhan, Karl, Kleineberg, W.
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Die Stille der Versammlung hielt noch einen Augenblick
an. Da rief der Großherzog von Baden: „Seine Kaiserliche und
Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch!“ und entzündete
die allgemeine Begeisterung. Die Musik spielte: „Heil dir im
Siegerkranz“, der Kronprinz aber beugte seine Knie, um als der
Erste dem kaiserlichen Vater zu huldigen und ihm die Hand
zu küssen, doch dieser hob ihn auf, zog ihn an seine Brust und
küßte ihn auf beide Wangen. Drauf reichte er dem Schwieger-
söhne die Hand und ebenso den andern anwesenden Fürsten.
Die Geistlichen und die Offiziere traten einzeln und in
Gruppen heran, verbeugten sich und schritten zur Seite. Doch
bald stieg der Kaiser herab mitten unter die Seinen und ging
durch die Reihen, mit Offizieren und Gemeinen leutselig sprechend.
Unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches verließ der
hohe Herr, begleitet von den Prinzen und Fürsten, den Festsaal.
Staude und Göpfert.
Die Anbahnung des Verständnisses der humanen
wirtschaftlichen und politischen Aufgaben, die einer
Nation nach den Gesetzen ihrer geschichtlichen Ent-
wickelung gestellt sind — ohne diese Schule gelangt kein
Volk zum rechten Gebrauch der ihm verliehenen politischen
Rechte. Schulze-Delitzsch.
148. Kaiser Wilhelm l
Kaiser Wilhelm war von hoher, edler Gestalt. Wer das Glück
hatte, ihn zu sehen, mußte staunen über die straffe, soldatische Haltung
des Heidengreises. Mit einem echt königlichen, majestätischen Wesen
vereinigte er die größte Milde und Leutseligkeit. Andern Freude zu
machen, war seine Lust, und auch für Kinder hatte er oft ein freund-
liches Wort. Wenn er in Ems im Bade war und spazieren ging,
streckten ihm die Emser Büblein nicht selten zutraulich die Hand ent-
gegen, die er dann mit freundlichem Lächeln herzlich schüttelte. Der
Kaiser hatte ein kindlich frommes Herz. Ihn hatte das Glück nicht
übermütig, der Ruhm nicht stolz gemacht. Sein Wahlspruch war:
„Gott mit uns!" Wenn der Kaiser in Berlin weilte, so bewohnte
er nicht das prächtige Königliche Schloß, sondern sein einfaches Palais
am Eingänge „Unter den Linden", dem Denkmale Friedrichs des
Großen gegenüber. Das erste Fenster links in der Front ist das
„historische Eckfenster", nach welchem die Fremden in Berlin oft stunden-
lang hinüberschauten, um ihren geliebten Kaiser zu sehen, wenn er vom
Arbeitstische aufstand und einmal ans Fenster trat, um sich zu erholen.
So oft sich der Kaiser zeigte, brausten ihm Jubelrufe entgegen, und
manche Mutter hob ihr Kind auf, daß es des alten Kaisers freund-
liches Gesicht sähe.
Der Kaiser Wilhelm war in allem sehr einfach. Als Schlafstättr