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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 165

1900 - Essen : Baedeker
165 Fünf Stunden lang wird der Tiegel einer Hitze von etwa 1500° aus- gesetzt. Dann ertönt ein Signal, welches den Beginn des Gießens anzeigt. Aus den offenen Thüren der Schmelzöfen schießen sonnenhelle Strahlenbündel. Mit der Schwebezauge wird Tiegel für Tiegel ans dein glühenden Ofen hervor- geholt. Je zwei Arbeiter ergreifen einen Tiegel mit einer zweiarmigen Zange, und von jedem Ofen bewegt sich eine Prozession nach den Gießformen hin. Jedes Paar leert seinen Tiegel in die Gießrinne aus, durch welche das weiß- glühende, wasserdünne Metall in die Form rinnt, tritt dann zur Seite, ent- ledigt sich des Tiegels und schreitet wieder dem Ofen zu, um etwa zehnmal denselben Gang zu machen. Binnen einer halben Stunde sind 1200 Tiegel geleert, und die Form enthält dann 54 t Tiegelstahl. Hunderte von Arbeitern bewegen sich mit der Sicherheit einer Maschine, fast lautlos, scheinbar frei und ungezwungen; denn ein Befehl wird kaum gehört. Ehe die gewaltige Stahlmasse erstarrt ist, mögen wohl Stunden vergehen. Sie enthält nicht das kleinste Gasbläschen und zeigt in allen Teilen eine durchaus gleichmäßige Zusammensetzung. Das wirklich Eigenartige des Kruppschen Werkes liegt in der Herstellung und Verwendung schwerster Tiegel- stahlblöcke bis zu der unglaublichen Größe von 85 000 kg. 3. Für seine Kanonen verwendet Krupp trotz bedeutend größerer Kosten nur Tiegelstahl, während mau sich im Auslaude für diesen Zweck mit dem weit billigeren Martinstahl begnügt. In den Kanonenwerkstätten trifft man die Güsse als gewaltige Feuerschlüude wieder; die größten haben eine lichte Weite von 35 ein und eine Länge von 14 in. Zunächst wird das Rohr vorgebohrt, indem ein fester Kern herausgeholt wird. Nun erfolgt das Fertigbohren des Rohres, und endlich zieht eine besonders zu diesem Zwecke eingerichtete Maschine die spiraligen Gänge in die Seelenwand des Rohres, wodurch die Kanone zu einer „gezogenen" wird. Dw hervorstehenden Felder der Züge schneiden sich beim Abfeuern des Geschützes in die hervorstehenden Kupferränder des Geschoßmantels ein. Dadurch wird das Geschoß in eine bohrende Bewegung versetzt, so daß es sich im Fluge nicht überschlägt, sondern seine Spitze immer nach vorne gerichtet bleibt. Bis zum Ende des Jahres 1898 hat die Kruppsche Fabrik über 37 000 Geschütze geliefert. Nach Friedrich Müller. *128. Im Bessemerwerk. 1. Wohl erzeugt man durch das Tiegelschmelzverfahren den feinsten Stahl; allein die Herstellung des Tiegelstahls ist sehr kost- spielig. Angesichts der ungeheueren Entwickelung des Eisenbahn- und Dampfschiffwesens war es daher geboten, eine billigere Herstellungs- art des Stahls aufzufinden, und diese Aufgabe hat der englische Ingenieur Bessern er gelöst. Kein Hüttenbetrieb vermag, besonders zur Nachtzeit, den Laien so zu fesseln, wie das Bessemerverfahren. Schon von weitem erscheint das ganze Fabrikgebäude wie mit Feuer erfüllt; aus allen Fenstern und Luken schiessen grelle, unruhige Lichtstrahlen durch den zum Himmel aufsteigenden braungelben Rauch, und rote Lohe flackert aus den Schloten. Drinnen erblickt man mehrere grosse, birnförmige eiserne Gefäfse, die nach oben eine leichte Krümmung zeigen. Die ,,Birnen“ lassen sich durch Dampfmaschinen in jede beliebige Stellung bringen, da sie sich um wagerechte Zapfen drehen. Ihre Innenseite ist dick mit feuerfestem Material ausgekleidet, und ihr
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