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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 261

1900 - Essen : Baedeker
261 Der Rat von Leipzig, welcher zum Betriebe des Pfeffergeschäfts das Vorratshaus stellen sollte, sah indessen die Sache mit scharfen Augen und gelassenen Herzens an. Er machte geltend, dass auf andern Wegen mehr Pfeffer nach Europa komme, als über den einen Hafen von Lissabon; ein so grosser Vorrat werde von Leipzig aus nur langsam abzusetzen sein; erst nach und nach lasse sich ein derartiges Geschäft an einen Ort ziehen; jedenfalls würden auch die süddeutschen Städte alle Minen springen lassen; man solle daher lieber klein anfangen. Der Kurfürst hörte nicht auf die verständige Warnung, sondern machte die Pleissenburg in Leipzig zu einer europäischen Hauptpfefferbüchse. Roth ging nach Lissabon und Venedig, um alle Quellen für das Leipziger Geschäft abzufangen. Der Kurfürst ver- wandte inzwischen bedeutende Summen, um in den deutschen See- und Handels- städten alle Pfeffervorräte aufzukaufen; aber während man aufkaufte, flössen neue Vorräte zu. Das Geschäft wollte nicht gedeihen. Der unermüdliche Roth fand die Ursache des Misserfolgs in Mängeln der Seeschiffahrt und der Post, sowie in dem Widerstand der Augsburger und Nürnberger. Er legte dem Kurfürsten einen eingehenden Plan für die Errichtung einer eigenen Post vor (s. Nr. 154) und bestimmte ihn, um deren Genehmigung beim Kaiser vorstellig zu werden; der Kaiser verwies jedoch achselzuckend auf die Post von Thurn und Taxis (s. Nr. 154). Hätte der Kurfürst von Sachsen wenigstens über eine Flotte verfügen können! Allein Roth gab seine Pläne nicht auf und wusste für alles Rat. „Eure Kurfürstliche Gnaden,“ so schrieb er, „haben ja den König von Dänemark zum Schwager; er hat grosse, wohl ausgerüstete Seeschiffe. Schliessen wir mit ihm einen Vertrag, dass drei seiner Schiffe alljährlich im Oktober mit Getreide, Kupfer und andern Erzeugnissen des Kurfürstentums nach Lissabon gehen und im Dezember mit indischen Gewürzen zurückfahren!“ Auch hierauf ging der Kurfürst ein; ehe jedoch die Unter- handlungen zum Abschluss gediehen, nahte das Ende des Unternehmens. Alle weiteren Ankäufe halfen nichts; es kam dennoch von allen Ecken und Enden Pfeffer nach Deutschland und Osteuropa. Die Preise sanken, statt zu steigen, weil die Vorräte zu stark angewachsen waren und das An- gebot die Nachfrage überstieg. Dem Kurfürsten gingen endlich die Augen auf. „Wir besorgen,“ schrieb er, „es sei bei weitem geirrt, dass aller indische Pfeffer zu Lissabon ankomme und keiner auf andern Wegen nach Europa geführt werden könne.“ Kurz darauf traf die Nachricht ein, Roth sei gestorben. Er hatte Gift genommen, nachdem er die Hiobspost erhalten, durch den Tod des Königs von Portugal sei der Pfeffervertrag gelöst; auch der kurfürst- liche Beamte, welcher zu dem Vertrage geraten hatte, machte seinem Leben ein Ende. Zwar wollte Kurfürst August das Pfeffergeschäft auf eigene Hand fortsetzen; allein er sah bald die Nutzlosigkeit seiner Bemühungen ein und empfahl, die Vorräte zu verkaufen. Die Augsburger Kaufleute übernahmen sie für 195000 Gulden, und in dieser Summe waren sogar die Ansprüche des Kurfürsten an den Rothschen Nachlass einbegriffen. Nach Karl Braun *180. Privat- und Staatsbahnen. 1. Die Eisenbahnen van ganz Europa hatten zu Ende des Jahres 1897 eine Gesamtlänge von etwa 263 Ooo km, und ihr Ban hat die ungeheure Summe von ungefähr 76 Ooo Millionen Mark verschlungen; daraus läßt sich be- rechnen, daß durchschnittlich ans 1 km nicht viel weniger als 300 000 Mark Anlagekosten kommen. Die Herstellung einer verhältnismäßig winzigen Eisenbahn-
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