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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 305

1900 - Essen : Baedeker
305 Da selbst nach längerem Aufenthalt unter Wasser das Leben oft noch nicht vollständig erloschen ist, so haben Wiederbelebungs- versuche häufig Erfolg, wenn sie nur mit Ruhe und Ausdauer ange- stellt werden. Oft tritt erst nach stundenlangen Bemühungen durch sogenannte künstliche Atmung Erfolg ein. Sie besteht hauptsächlich darin, dass durch geeignete Bewegungen der Brustkorb des Verun- glückten zusammengedrückt und ausgedehnt wird, wodurch Luft in dessen Lungen eintritt, bis sich endlich wieder selbständige Atem- bewegungen einstellen. Die künstliche Atmung wird auch bei tiefer Bewusstlosigkeit und Scheintod oft mit Nutzen angewandt. Mehr als alle Anweisungen zur ersten Hilfeleistung ist es wert, wenn man an einem Lehrgang teilnimmt, wie ihn Samaritaner- vereine in grösseren Städten häufig veranstalten. Nach Aug. Gerber und Fried, von Esmarch. Aufg. Benenne die wichtigsten Teile des menschlichen Knochengerüsts! — Was weifst du über das spezifische Gewicht und von welchen Körpern ist es dir bekannt? *202. Ein berühmter Arzt. Unter.den hervorragenden Männern Berlins war zu Anfang des 19. Jahr- hunderts der „alte Heim" eine nicht minder bekannte und volkstümliche Persönlichkeit als der alte Blücher. In einem Trinkspruche nannte ihn einmal der greise Feld- marschall seinen lieben Kollegen, den Feldmarschall unter den Ärzten. Vom Kops bis zur Fußspitze war Heim Arzt, und sein sittlicher Charakter hatte sich gänzlich mit seiner Berufsarbeit verschmolzen. So war Heim in demselben Sinne Arzt wie Blücher Soldat. Selten hat ein Arzt so durch sein bloßes Erscheinen, durch seine Persönlichkeit gewirkt und dadurch zur leiblichen und geistigen Heilung des Kranken beigetragen, wie Heim; selten ist aber auch so viel Verstand und Gemüt in einer Person vereinigt gewesen wie bei ihm. Der königlich-preußische Geheimrat und Doktor der Arzneikunst, der von hoch und niedrig verehrte und geliebte Arzt Ernst Heim, dem alljährlich Tausende von Thalern zuflössen, war der Sohn eines armen Landpredigers im Meiningenschen, der seine liebe Not hatte, seine sechs Söhne ehrlich durch die Welt zu bringen. Ernst hatte in seiner Jugend allerlei Krankheiten zu überstehen, so daß er in seinem zwölften Jahre noch nicht sicher lesen konnte. Der Vater hielt seine Söhne streng, forderte von ihnen, daß sie alle häuslichen und ländlichen Arbeiten verrichteten, und bereitete sie selbst znm Gymnasium vor. Als sechsjähriger Knabe sah Ernst einen Arzt, der einen großen, mit goldenen Tressen eingefaßten Hut trug. „So ein Mann möchtest du werden!" dachte Ernst; aber der Vater wollte davon nichts wissen. „Wie kannst du Doktor werden! Du fürchtest dich ja vor jeder Spinne!„ sagte er, „ein richtiger Doktor muß Spinnen essen können." Bald nachher kam der Knabe eiligst zum Vater gelaufen; er hatte ein mit Spinnen belegtes Butterbrot in der Hand, biß wacker hinein und rief freudestrahlend: „Siehst du, Vater, jetzt kann ich Spinnen essen. Jetzt darf ich doch Doktor werden?" Als einst die Brüder ans eine fremde Katze den Verdacht geworfen hatten, sie hätte Küchlein ans dem Pfarrhofe geraubt, fingen sie das Tier mit Schlingen, töteten es und wollten es heimlich begraben. Dies gab aber Ernst nicht zu, bevor er nicht das Tier gründlich zerlegt hatte, um dessen Körperbau kennen zu lernen. Für einen Geistlichen und Gelehrten hielt der Pfarrer seinen Drittältesten für zu leicht und flüchtig; deswegen willigte er endlich ein, daß Ernst Medikus wurde. „Zn einem Quacksalber schickst du dich noch am besten," meinte er, „da kannst du den Hein ecke, Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen. 20
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