1900 -
Essen
: Baedeker
- Autor: Heinecke, August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Anhänger des Kopernikus*) war, so fehlte es ihm nicht an Gegnern, und diese
brachten es endlich dahin, daß der junge Professor seinen Lehrstuhl verlassen
mußte; allein durch die Verwendung eines angesehenen Edelmannes wurde er
Professor der Mathematik zu Padua.
Im Jahre 1609 weilte Galilei in Venedig, dessen Senat die Universität
zu Padua verwaltete. Da vernahm er, daß ein Holländer einem Grafen in
Venedig ein Instrument überreicht habe, welches entfernte Gegenstände durch
Vergrößerung dem Auge ganz nahe brächte. Daß durch Glaslinsen die Gegen-
stände dem Auge bedeutend vergrößert erschienen, war Galilei bereits bekannt.
Ohne Säumen brachte der Forscher an dem einen Ende einer bleiernen Röhre
eine konvexe (erhabene), am andern eine konkave (hohle) Linse an, und als er das
Auge an das konkave Glas hielt, erblickte er die Gegenstände nahe vor sich.
Bald baute er ein größeres Fernrohr, welches die Gegenstände in mehr als dreißig-
facher Nähe und in tausendfacher Größe darstellte. Ohne Zögern richtete Galilei
dieses Instrument auf den uns zunächst stehenden Himmelskörper, den Mond.
Da ward ihm sogleich klar, daß der Mond ein Körper sei wie unsere Erde, mit
Höhen und Tiefen. Im Jahre 1610 richtete er sein Fernrohr auf den hellschim-
mernden Jupiter. Der leuchtende Punkt ward zur Scheibe und stellte sich dar
wie ein kleiner Vollmond. Um den Planeten herum erblickte er drei kleine,
glänzende Sterne, zwei im Osten, einen im Westen; aber am folgenden Abend
standen alle drei Sterne an der Westseite des Jupiter. Diese wechselnde Stellung
vermochte er sich nur dadurch zu erklären, daß sich die kleinen Körper um den
großen Planeten bewegten, gerade wie der Mond um die Erde. Bald fand er
auch den vierten Jupitermond auf. Am Saturn bemerkte er zwei Handhaben,
die äußersten Stücke des Ringes; den ganzen Ring und die acht Monde dieses
Planeten vermochte er mit seinem Rohre noch nicht zu schauen. An dem Planeten
Venus entdeckte Galilei dieselben Lichtveränderungen, welche die Mondviertel
des Erdtrabanten zeigen. Er schloß daraus, daß sich die Venns um die Sonne
drehen müsse. Nun wandte Galilei seinen Blick auf die Sonne, bemerkte die
Sonnenflecken und erkannte, wie sie sich auf der Sonnenscheibe weiter bewegten.
Daraus folgerte er, daß sich auch die Sonne um eine Achse drehe. Im März
1610 veröffentlichte Galilei seine astronomischen Entdeckungen in einer Schrift,
die er „Bote der Gestirne" nannte und dem Herzog von Toskana widmete.
Dieser wollte den großen Gelehrten in Florenz in seiner Nähe sehen und ver-
sprach ihm Muße und Unterstützung. Galilei folgte dem Rufe, wurde aber von
der Geistlichkeit in Toskana heftig angegriffen. Ihr schien durch die Arbeit des
Forschers der kirchliche Glaube bedroht, und so wurde Galilei beim heiligen
Stuhl angeklagt, daß er ketzerische Lehren verbreite, die der hl. Schrift wider-
sprächen. Er wurde nach Rom vorgeladen, wo eine aus Geistlichen zusammen-
gesetzte Versammlung den Ausspruch that: „Die Erde steht fest im Mittelpunkt
des Weltalls, welches sich um sie bewegt. Die entgegengesetzte Meinung ist
falsch und ketzerisch." Galilei mußte versprechen, seine Meinung aufzugeben und
wurde mit einem Verweise entlassen. Um dennoch seinen Ansichten Eingang
zu verschaffen, schrieb er seine „Gespräche", in denen er drei Personen über die
brennende Frage, welches der beiden Weltsysteme das richtige wäre, verhandeln
ließ. Da ihm der Papst die Erlaubnis zum Druck versagte, so ließ er das
*) Nik. Kopernikus (1473—1543), geboren in Thorn, war Lehrer der Mathematik in
Rom, später Domherr in Frauenburg in Preußen und Begründer der jetzigen Astronomie
(Gestirnkunde). Seine Lehre, daß die Sonne fest stehe und die Erde sich um sie drehe, rief
den lebhaften Widerspruch der Geistlichkeit hervor.
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