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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 312

1900 - Essen : Baedeker
312 Anhänger des Kopernikus*) war, so fehlte es ihm nicht an Gegnern, und diese brachten es endlich dahin, daß der junge Professor seinen Lehrstuhl verlassen mußte; allein durch die Verwendung eines angesehenen Edelmannes wurde er Professor der Mathematik zu Padua. Im Jahre 1609 weilte Galilei in Venedig, dessen Senat die Universität zu Padua verwaltete. Da vernahm er, daß ein Holländer einem Grafen in Venedig ein Instrument überreicht habe, welches entfernte Gegenstände durch Vergrößerung dem Auge ganz nahe brächte. Daß durch Glaslinsen die Gegen- stände dem Auge bedeutend vergrößert erschienen, war Galilei bereits bekannt. Ohne Säumen brachte der Forscher an dem einen Ende einer bleiernen Röhre eine konvexe (erhabene), am andern eine konkave (hohle) Linse an, und als er das Auge an das konkave Glas hielt, erblickte er die Gegenstände nahe vor sich. Bald baute er ein größeres Fernrohr, welches die Gegenstände in mehr als dreißig- facher Nähe und in tausendfacher Größe darstellte. Ohne Zögern richtete Galilei dieses Instrument auf den uns zunächst stehenden Himmelskörper, den Mond. Da ward ihm sogleich klar, daß der Mond ein Körper sei wie unsere Erde, mit Höhen und Tiefen. Im Jahre 1610 richtete er sein Fernrohr auf den hellschim- mernden Jupiter. Der leuchtende Punkt ward zur Scheibe und stellte sich dar wie ein kleiner Vollmond. Um den Planeten herum erblickte er drei kleine, glänzende Sterne, zwei im Osten, einen im Westen; aber am folgenden Abend standen alle drei Sterne an der Westseite des Jupiter. Diese wechselnde Stellung vermochte er sich nur dadurch zu erklären, daß sich die kleinen Körper um den großen Planeten bewegten, gerade wie der Mond um die Erde. Bald fand er auch den vierten Jupitermond auf. Am Saturn bemerkte er zwei Handhaben, die äußersten Stücke des Ringes; den ganzen Ring und die acht Monde dieses Planeten vermochte er mit seinem Rohre noch nicht zu schauen. An dem Planeten Venus entdeckte Galilei dieselben Lichtveränderungen, welche die Mondviertel des Erdtrabanten zeigen. Er schloß daraus, daß sich die Venns um die Sonne drehen müsse. Nun wandte Galilei seinen Blick auf die Sonne, bemerkte die Sonnenflecken und erkannte, wie sie sich auf der Sonnenscheibe weiter bewegten. Daraus folgerte er, daß sich auch die Sonne um eine Achse drehe. Im März 1610 veröffentlichte Galilei seine astronomischen Entdeckungen in einer Schrift, die er „Bote der Gestirne" nannte und dem Herzog von Toskana widmete. Dieser wollte den großen Gelehrten in Florenz in seiner Nähe sehen und ver- sprach ihm Muße und Unterstützung. Galilei folgte dem Rufe, wurde aber von der Geistlichkeit in Toskana heftig angegriffen. Ihr schien durch die Arbeit des Forschers der kirchliche Glaube bedroht, und so wurde Galilei beim heiligen Stuhl angeklagt, daß er ketzerische Lehren verbreite, die der hl. Schrift wider- sprächen. Er wurde nach Rom vorgeladen, wo eine aus Geistlichen zusammen- gesetzte Versammlung den Ausspruch that: „Die Erde steht fest im Mittelpunkt des Weltalls, welches sich um sie bewegt. Die entgegengesetzte Meinung ist falsch und ketzerisch." Galilei mußte versprechen, seine Meinung aufzugeben und wurde mit einem Verweise entlassen. Um dennoch seinen Ansichten Eingang zu verschaffen, schrieb er seine „Gespräche", in denen er drei Personen über die brennende Frage, welches der beiden Weltsysteme das richtige wäre, verhandeln ließ. Da ihm der Papst die Erlaubnis zum Druck versagte, so ließ er das *) Nik. Kopernikus (1473—1543), geboren in Thorn, war Lehrer der Mathematik in Rom, später Domherr in Frauenburg in Preußen und Begründer der jetzigen Astronomie (Gestirnkunde). Seine Lehre, daß die Sonne fest stehe und die Erde sich um sie drehe, rief den lebhaften Widerspruch der Geistlichkeit hervor. \
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