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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 361

1900 - Essen : Baedeker
361 Am andern Morgen versammelte Herr Uttmann die Lente aus Annaberg mit ihren Kindern — nur die unter fünf Jahren blieben daheim — und teilte ihnen Barbaras Pläne mit. Zuerst Staunen und Zweifel ringsum; aber der Unterricht begann. Wie im Spielen lernte klein und groß das Klöppeln. Mit jedem Tage wurden die Zweifel geringer, die Hoffnung größer; auch Gesang und Scherz ward wieder gehört, und als zwei Monate vergangen waren — welche Freudenrufe ertönten da durch Annabergi Denn zwei, die man mit fertigen Spitzen ausgeschickt, waren mit leeren Ranzen heimgekehrt, aber mit so vollen Taschen, daß man meinte, nun könne cs nimmer fehlen. Mit der Hoffnung und Freudigkeit wuchsen die Spitzenvorräte, und die rüstigsten Männer zogen immer wieder mit fertigen Waren von dannen durch ganz Sachsen und Böhmen und kamen mit neuen Reichtümern heim. Als dann der Frühling und der Sommer wiederkamen — welch ein Abstand gegen das vorige Jahr! Gesundes Vieh in den Ställen, Segen auf den Wiesen und Feldern und die Menschen wieder glücklich. Die Fremde aber konnte diese Freude nicht mehr teilen. Die Not der Wanderschaft und der Gram hatten den Todeskeim in ihr Herz gesenkt; doch sie konnte in Frieden scheiden; denn ihre Kinder lagen in Barbaras Armen. Unweit der großen Linde, die noch heute mitten im Friedhof steht, ruht sie in Frieden. Barbara aber reiste nach Brüssel; weder die weite, gefahrvolle Reise, noch das wüste Treiben der Spanier schreckte sie ab. Frische Kräfte nach Annaberg zu bringen, auch das Klöppeln der seidenen Spitzen zu lehren, das war ihr Plan. Er gelang ihr und noch mehr: auch die Bandwirkerei führte sie in Annaberg ein. Und hente? Spitzen- und Bänderläden, wenn man nach Annaberg kommt, daß man sich kaum davor retten kann! Da steht Fabrik an Fabrik; da arbeiten überall Maschinen, und hüben und drüben erschallt anch wieder der Bergmanns- gruß: „Glückauf!" — Denn aus Kölln an der Spree hatte der Bergherr einen Mann kommen lassen, der mit dem schwarzen Pulver umzugehen wußte, das die guten Annaberger bis dahin noch nicht kannten, und als die Felsen barsten, da wurden wieder Silberstufen in unabsehbarer Menge bloßgelcgt. Wie würde es aber hier aussehen, wenn nicht Christoph und Barbara Uttmann gewesen wären? Neben der Brabanterin liegen sie begraben; ein Denk- mal erhebt sich zu den Häupten der drei Hügel, und noch oft reden die Anna- berger von der Brabanterin und von Christoph und Barbara Uttmann, den Wohlthätern des Erzgebirges. Nach Karl Neumann-Strela. *225. Eine Fachschule im sächsischen Erzgebirge. Seit langer Zeit besteht im sächsischen Erzgebirge eine mannigfaltige Gewerbthätigkeit. Am frühesten wurde hier der Bergbau auf Silber betrieben. Im 16. Jahrhundert wurde durch Barbara Uttmann, die thatkräftige Gattin des Bergherrn Christoph Uttmann, die Spitzenklöppelei als Hausindustrie eingeführt, und seit dem 17. Jahrhundert bietet die Verarbeitung von Thon und Glas, Holz und Blech vielen Familien dieses armen Landes Unterhalt. Der Hauptort des Klempnerlandes ist Bernsbach, wo gegen 100 Klempner- werkstätten bestehen. In jedem Hause hämmert und klingt es; in jedem wird wieder ein anderer Gegenstand massenweise gefertigt, für dessen Her- stellung es auch eine besondere Maschine giebt. In Aue aber hat Erdmann Kircheis die größte deutsche Fabrik für Blechbearbeitungsmaschinen, Werk- zeuge und Stanzen*) gegründet. Mehr als 150 Arbeiter sind darin be- *) Stahlstempel zum Hohlprägen oder Herausstoßen von Stücken aus Metallblech.
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