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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 101

1907 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Allerlei von der Börse. 101 kaufen wollten. Winkten sie mit der Hand nach dem Makler hin, so deuteten sie damit an, daß sie Papiere zu dem ausgerufenen Kurs verkaufen wollten, winkten sie nach sich hin, so wollten sie kaufen. Es fand also sozusagen eine Auktion von Wertpapieren statt. Ähnlich ging es in den andern Ecken des Saales zu, in denen Staatsschuldscheine, Bankaktien u. dgl. verhandelt wurden. Auch unter den durcheinander wirbelnden Männern boten manche Wertpapiere aus; um sie sammelten sich dann kleinere Gruppen, die lebhaft unterhandelten. Hier und da standen Bänke, auf deren Rücklehnen Schilder mit den Namen be- deutender Firmen angebracht waren. Hier saßen die Vertreter dieser Firmen und nahmen die Berichte ihrer Angestellten entgegen. Diese Bänke bringen eine erhebliche Miete ein, ebenso wie die Saalnischen, in denen die Vertreter der bedeutendsten Banken ihren Sitz aufschlagen. Sie empfangen Depeschen und sonstige Nachrichten und geben Weisungen an die Makler. Wie Du weißt, habe ich im Laufe der Jahre ein kleines Vermögen ge- sammelt; einen Teil davon habe ich der Sparkasse übergeben, einen Teil in sicheren Hypotheken angelegt, und für einige tausend Mark habe ich preußische Staatsschuldscheine gekauft. Diese Wertpapiere sind durchaus sicher, bringen aber nur 31/2 °/0 ein, während an Jndustriepapieren das Zehnfache und mehr zu gewinnen wäre. Nun denk' einmal, die Geldgier packt mich, und ich beauf- trage einen Bankier, für meine Staatspapiere Wertpapiere zu kaufen, an denen sich etwas Ordentliches gewinnen läßt. Kauft er Papiere, die beispielsweise auf 130 stehen, so muß er für jedes Papier, das einen Nennwert von 100 Mark hat, 130 Mark zahlen, d. h. je 100 Mark bringen, wenn sie anfänglich in solchen Papieren angelegt worden sind, jetzt 30 Mark Zinsen. Wenn nun die Unternehmung, welche diese Aktien ausgegeben hat, auch fernerhin gute Geschäfte macht, so können je 100 Mark nach einiger Zeit mehr als 30 Mark, vielleicht 50, 60 Mark Gewinn abwerfen, und wenn ich dann ein solches Papier verkaufe, so habe ich an 130 Mark in kurzer Zeit 20, 30 Mark verdient. Der Bankier kann für mich auch Papiere kaufen, die unter 100 stehen, wenn er aus ver- schiedenen Anzeichen schließt, daß sie bald steigen werden. Wir wollen annehmen, es handle sich um die Aktien einer aufstrebenden Brauerei. Ihr Bier kommt sehr in Aufnahme; sie macht gewaltige Geschäfte, ihre Aktien steigen auf 150, 190, 250. Rechne Dir den Gewinn aus, den ich härte, wenn ich jetzt meine Brauerei-Aktien verkaufte I Da tritt ziemlich unverhofft ein allgemeiner wirt- schaftlicher Rückgang ein; die Brauerei wird obendrein durch den Zusammenbruch eiues Bankhauses empsiudlich in Mitleidenschaft gezogen; sie gerät in Schwierig- keiten und die Aktiengesellschaft muß ihre Zahlungen einstellen, so daß ich schließ- lich froh bin, wenn ich 40 vom Hundert rette. So etwas kann mir mit meinen preußischen Staatspapieren nicht passieren, und so will ich sie denn behalten, statt mit meinen sauer erworbenen Ersparnissen an der Börse zu spekulieren; so etwas ist nichts für uns kleine Leute. Da fällt mir just eine Geschichte ein, die ich kürzlich gelesen habe. Sie stammt von dem bekannten Volksschriftsteller Peter Rosegger, und ich will sie Dir zum Schluß erzählen. Im Herbst 1872 — so etwa schreibt er — suchte ich meinen Kameraden
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