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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 267

1907 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Der Harz und seine Industrie. 267 *121. Oer ßcirz und feine Industrie. 1. „Es grüne die Tanne; es wachse das Erz! Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz!" Dieser Harzspruch belehrt uns über die Industrie des schönen Waldgebirges. Alle höheren Züge und Berge des Harzes bis zum Vater Brocken hinauf tragen Fichtenwaldnngen, die von sorgsamen Förstern wohl gepflegt werden. Der Getreidebau beschränkt sich nur auf kleine Flächen, und auf den Hafer fällt mitunter, ehe er eingeerntet werden kann, der Schnee. Der Reichtum des Gebirges liegt im Holz und im Erz. Nicht mehr wie vor Alters mit „Schlegel und Eisen" schrämt der Bergmann mühsam am Gestein, nein mit Bohrer und Fäustel und gar mit zusammengepreßter Luft treibt er seine Bohrlöcher wuchtig in den Felsen und sprengt diesen mit Pulver und Dynamit. Elektrische Bahnen unter und über Tage schaffen die Silber-, Blei- und Kupfererze nach den Sortierhäusern, Wäschen und Pochwerken, die das zerkleinerte Erz den Hütten zuführen. Die tiefsten Schächte dringen bis zu 900 m in den Boden. Das Grnbenwasser wird durch Seiteustollen abgeführt; so mündet z. B. bei der Bergstadt Grund der i. I. 1799 fertiggestellte Georg- stollen, und der i. I. 1864 eingeweihte Ernst-Auguststollen hat eine Länge von 26 km, 11 km mehr als der weltberühmte Gotthardtunnel. Großartig wie die Abführung der Wasser der Tiefe ist auch die Zuführung der Tagewasser, deren die Harzer Metallindustrie trotz der mächtigen Dampfmaschinen nicht entraten kann. Die größte dieser Pulsadern des Bergbaues ist der i. I. 1732 angelegte Dammgraben, der selbst die Moorwasser des fernen Brockenfeldes zur Bergarbeit zwingt. Der 7 Ls km lange, in den Granitfels gesprengte Rehberger Graben führt die aufgestauten Wasser des 22 ha deckenden Oder- teiches den Andreasberger Werken zu. Leider erweist sich die Metallindustrie als eine Feindin des Waldbestandes. Nähern wir uns einer Silberhütte, so füllt uns auf, daß die Fichten an den Berghängen schmutzig dunkelgrün, noch häufiger mißfarbig gelbgrün aussehen; eine hohe Nadelschicht bedeckt den Waldboden, und in der Umgebung der Hütte wächst kein Baum und kein Grashalm. Die Ranchblöße der Klaus- thaler Hütte umfaßt 200 ha; daran schließen sich aber noch 180 ha stark beschädigter Bestände. Das Gift, das den Pflanzen durch den Hüttenrauch zugeführt wird, ist die schweflige Säure; der metallische Flugstaub des Rauches aber ruft beim Rindvieh und Wild, sogar bei den Waldsängern Bleivergif- tungen hervor. 2. Eine Schar von Waldarbeitern zieht, scharfe Äxte und große Wald- sägen auf den Schultern, der Arbeitsstelle zu. Sie haben im Kreise ihrer Familie den Sonntag verlebt und tragen in ihren Ranzen die Lebensmittel für die begonnene Woche. Bald frißt sich die breite, schwanke Säge in den dicken Stamm ein, bis der Waldriese krachend niederstürzt. Dröhnend fallen die Axthiebe auf das Holz; wuchtig treibt der Fäustel den spaltenden Keil ein. Während die Waldarbeiter wenigstens einmal wöchentlich mit ihrer Familie unter einem Dache weilen, sehen die Köhler ihr Dorf im ganzen Sommer nur bei einem hochwichtigen Anlasse; denn wenn der eine Meiler „ausgeladen" wird, steht der andere schon wieder im Brande. Daher schleppt die Köhlersfrau von Zeit zu Zeit in der Kiepe die nötigen Vorräte herbei. Ln größerem Umfange wird die Köhlerei eigentlich nur noch betrieben, wenn
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