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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 285

1907 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Die Erwerbung der deutschen Kolonien. 285 lingen den ganzen Küstenstrich vom Oranjefluß bis zum 26. Breitengrad in einer Ausdehnung von 150 km nach dem Innern hin, und 1884 erklärte der deutsche Konsul in der Kapstadt, daß Lüderitz' Niederlassungen unter dem Schutze des Deutschen Reiches ständen. Da aber diese Unternehmungen inzwischen über Lüderitz' Kräfte hinausgewachsen waren, so trat er sein Gebiet an die „deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika" ab, welche die Hoheitsrechte dem Deutschen Reiche überließ, das nun für diese Kolonie, welche jetzt 830960 qkm Flächen- inhalt hat, einen Gouverneur bestellt hat. Auch an der Sklavenküste in der Nähe der Lagunen von Togo und Lome, hatten deutsche Handelshäuser schon in früheren Jahren Faktoreien angelegt, und nach nutzlosen Einsprüchen Englands wurde 1884 auch hier die deutsche Flagge gehißt*). Au die Handelshäuser Woermann und Jantzen hatten zwei Oberhäuptlinge in Kamerun ihre Hoheitsrechte abgetreten. Von den Engländern aufgestachelt, erklärten sich einige Unterhäuptliuge damit nicht einverstanden; die deutsche Flagge wurde frech beschimpft, Leben und Eigentum der Deutschen aufs äußerste bedroht. Da erschienen Ende 1884 zwei deutsche Kriegsschiffe, um die Aufrührer durch Be- schießen und Niederbrennen ihrer Dörfer zu züchtigen, und bald konnte der Neichs- kommissar, der berühmte Afrikaforscher Nachtigal (f 1885), sowohl au der Küste, als auch an den Abhängen des Kamerungebirges die deutsche Flagge aufpflanzen. Beide Kolonien, sowohl Togo wie Kamerun stehen jede unter einem Gouverneur. Ganz besonders hoffnungsvolle Aussichten eröffneten sich in Ostafrika. Hier schloß i. I. 1884 der bekannte Afrikareisende Dr. Karl Peters im Auf- träge der „Gesellschaft für deutsche Kolonisten" in Usagara Schutzverträge; im folgenden Jahre wurde der „deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft" ein kaiserlicher Schutzbrief erteilt, und nun legte sie an der Küste Stationen an, unter denen der an einem sehr günstigen Hafen gelegene Ort Dar es Sallm (Hafen des Friedens) am bedeutendsten wurde. Auch Deutsch-Ostafrika ist einem Gouverneur unterstellt. In der Südsee war Deutschland bereits zu Anfang der achtziger Jahre mit England in Wettbewerb getreten, so daß letzteres sich eine Teilung der Osthälfte der Insel Neu-Guinea gefallen lassen mußte. Der nördliche, Deutschland zu- fallende Teil erhielt den Namen Kaiser-Wilhelm-Land, und die vorgelagerte Inselgruppe wurde Bismarck-Archipel genannt. Außerdem wurden die Mar- schall. und Salomonsinseln von den Deutschen in Besitz genommen. So hat das Deutsche Reich durch sein rasches, kraftvolles Vorgehen in wenigen Jahren einen Kolonialbesitz gewonnen, der an Größe das Mutterland weit überragt; die junge deutsche Flotte hatte sich dabei ruhmvoll bewährt und wohlverdiente Lorbeeren erworben. Die Opfer an Geld und Menschenleben, die dem Klima, den Anstrengungen, den Pfeilen der Wilden oder mörderischer Hand erlagen, sind nicht vergeblich gebracht worden, und die beiden größten Männer ihrer Zeit, Kaiser Wilhelm I. und sein Kanzler, haben einen glücklichen Griff getan, als sie das Vermächtnis des Großen Kurfürsten aufnahmen und Deutschland teilnehmen ließen an der Teilung der Erde. Nach Bertholt- Bolz. *) Jetzige Größe von Togo: 87200 ßm, von Kamerun: 495000 ollm, Produkte: Palmöl, Palinkerne, Gummi, Elfenbein usw.
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