1907 -
Essen Berlin
: Bachmann Baedeker
- Hrsg.: ,, Heinecke, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Deutsche Besiedelung des Havellandes.
313
Maurer und Zimmerleute ihre Bauschulen. Zur alle trägt der Staat Sorge,
für die Handwerker aber zu wenig."
„hört, guter Freund," sagte der Fürst, ,,nach all den schönen Dingen,
die ich gehört habe, dünkt mich das Zunftwesen ganz überflüssig zu
werden."
„Lw. Durchlaucht halten zu Gnaden, (Ordnung erhält die Melt. Es
gibt kein Regiment Soldaten ohne Tambour und (Obersten. Das Publikum
muß vor pfuscherarbeit und Betrug gesichert werden. So allein wird der
Handwerkerstand wieder ein Threnstand, der nicht bloß durch die Hand,
sondern auch durch Kenntnis, Kunst und Scharfsinn seinen goldenen Boden
gründet und mit den Fabriken in Mettkampf treten kann." „Ihr mögt
Recht haben," sagte der Fürst, „ich danke euch, Meister!" Damit hatte
die Unterredung ein Ende. Nach Heinrich Zschom.
B. Das Gewerbe unter dem Schutze de^ Landcssürsten.
*14-1. Deutsche Besiedelung des ßciuelicmdes.
1. pribislaw, der letzte hevellerfürst, war Christ geworden und hatte
dem Söhnchen Rlbrechts des Bären einen Teil seines Gebiets als Paten-
geschenk verschrieben. Im Jahre 1136 setzte er den Markgrafen Rlbrecht
den Bären als Erben seines ganzen Landes ein, welches sich zwischen
Rhin und Havel erstreckte, und seitdem nannte sich Rlbrecht „Markgraf
von Brandenburg". Er suchte nun alles zwischen (Oder und Elbe gelegene
Sand dem Ehristentum und der deutschen Herrschaft zu unterwerfen, und
unternahm deshalb, manchmal in Verbindung mit Heinrich dem Löwen,
Kreuzzüge in das heidnische Mendenland. Über als das beste Mittel
zur Erreichung seines Zieles erkannte er die Gründung deutscher Nieder-
lassungen unter den Menden.
Nachdem die deutschen Krieger die Kämpfe mit den Menden sieg-
reich ausgesuchten hatten, erhielten sie herrenlose Rittergüter als Lehen.
Dafür mußten sie, so oft der Markgraf es verlangte, mit Rossen und
Knechten Kriegsdienst leisten. Rber auch Bürger und Bauern sollten sich
an der Besiedelung beteiligen. Deshalb sandte Rlbrecht Botschaft durchs
ganze deutsche Land und ließ wanderlustige Leute auffordern, sich im
Mendenlande niederzulassen. Land war ja genug vorhanden; denn viele
heveller hatten Haus und Hof aufgegeben, weil sie sich der neuen Herr-
schaft nicht fügen mochten, und ganze Landstriche lagen noch von alters
her wüst. So kamen denn in großen Scharen Rnsiedler aus Flandern,
Holland, Friesland und Mestfalen. Flächen von 30 bis 60 Hufen*)
wurden an einzelne Unternehmer verkauft, die sich verpflichten mußten,
Dörfer anzulegen. Der Unternehmer teilte zunächst für sich ein Stück
Land ab,' ein zweites wurde für die Kirche abgetrennt, und der Rest
*) Eine Hufe — das Ackerlos, welches jedem Familienhaupt in der Markgenossenschaft
zur Bebauung überwiesen war, so viel Land, wie an einem Tage mit einem Gespann bestellt
werden konnte; später ein gegen 30 Morgen (zu etwa 25 Ar) großes Feldmaß.