Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 354

1907 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
354 Handwerk ehrt, Handwerk nährt. reichlich ausgestattete Büchersammlung, die niein Meister und feine Augehörigen fleißig benutzten. Da habe ich manches schöne Buch gelesen. Ja, der Verein hatte sogar eine öffentliche Lesehalle eingerichtet, in der Abends Zeitungen, Zeitschriften und Bücher zu beliebiger Benutzung aussagen. Dort habe ich häusig den Abend zugebracht und Spiel und Trunk, wodurch sich so mancher Kamerad Vergnügen und Erholung verschaffte, nicht vermißt." „Bester Freund," rief jetzt der Steinmetz aus, „deine Schilderung könnte mich beinahe von meiner Naturschwärmerei ein wenig abbringen. Dazu hat sie liebe Erinnerungen in mir wachgerufen. Mein Vater war ein ehrsamer Schuhmachermeister in einem kleinen Städtchen am Main. Meine gute Mutter nannte ihn scherzweise einen Bücherwurm, weil es sein höchstes Er- götzen war, wenn er für einige überschüssige Groschen ein Buch erstehen konnte. Auch ein Liebhaber von Bildern war er. Freilich konnte er höchstens dann und wann einen wohlfeilen Holzschnitt erschwingen; aber eines Tages — ich sehe ihn noch, als wenn es gestern gewesen wäre — kam er, eine Rolle in der Hand, triumphierend von einer Reise nach Nürnberg heim. Was war's? Er hatte in einer Kunsthandlung für ganze drei Mark einen Steindruck erstanden, der fast so vornehm aussah, wie ein Kupferstich, — und was stellte er dar? Hans Sachs im traulichen Gespräch mit seinem Evcheu, Hans Sachs meines lieben Vaters angebeteter Landsmann und Berufs- genosse, den er fast wie einen Schutzheiligen verehrte. Ach, wenn sich mein Vater die herrlichen Werke von Malern und Kupferstechern hätte anschaffen können, die jetzt Photographen und Lithographen für wenig Geld in die ärmsten Hütten tragen I Und wie fleißig würde er eine solche Bibliothek be- nutzt haben!" „Bruder, ich mache dir einen Vermitteluugsvorschlag," sagte jetzt der Zimmermann, „laß uns am morgenden Nachmittag nach dem nächsten Dorfe wandern und bei einem Schöpplein Neckarwein den Klängen der Zither lauschen, die der Sohn des Kroueuwirtes so trefflich zu schlagen versteht! Am Abend aber wollen wir den Vortrag hören, den ein Wanderlehrer im Städtchen über das Genossenschaftswesen halten wird." „Einverstanden," sagte der Steinmetz, „so kann es uns morgen nicht fehlen."—Als die beiden Gesellen am Sonntagabend heimkehrten, waren sie darüber einig, daß sie den Ruhetag nicht besser hätten verbringen können. Am nächsten Morgen aber gingen sie frisch und fröhlich an ihre Arbeit. A. Gutsch. 165. ßcmdwerk ehrt, ßcmdwerk nflhrf. 1. In Meister Wernthals Werkstatt pfiffen die Hobel um die Wette. Die Sonne warf durch das Weiugerank, welches das Werkstattfenster leicht verschleierte, ihre freundlichsten Strahlen auf die fleißigen Leute da drinnen. Auch Meister Wernthal schaffte rüstig mit; nur ließ er zuweilen seine Augen mit Wohlgefallen auf dem jungen Gesellen ruhen, der an seiner Seite so emsig hantierte, daß es eine Freude war, ihm zuzusehen. Friedrich Breitkopf war ein schmucker Bursch. Schlank und kräftig gewachsen, bot er mit seinem jugendfrischen, von dunklem, dichtem Haargelock umrahmten Gesicht das Bild eines echten deutschen Handwerksgesellen. Er verstand auch seine Arbeit; das sah man an der Art, wie er das Werkzeug
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer