1912 -
Essen Berlin
: Bachmann Baedeker
- Hrsg.: ,, Heinecke, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Das Innere eines Kohlenbergwerks.
2. Auf dem Lagerplatze des Holzhändlers sucht sich der Möbel-Tischler
seinen Bedarf an Brettern aus, die er in einem trockenen und warmen Raume
aufbewahren muß. Er verarbeitet in seiner Werkstatt aber nicht nur Kiefern-
oder Kienholz, sondern auch das Holz von Laubbäumen. Dieses wird nicht
gewässert, weil es wenig oder gar nicht harzhaltig ist; sondern es wandert
gleich nach dem Fällen in die Sägemühle. In der Tischlerwerkstatt wird
nicht nur das Holz der Waldbäume, sondern auch solches von alleinstehenden
Bäumen, besonders Birkenholz verarbeitet. Die Kronen der einzelnstehenden
Bäume werden vom Winde nach allen Richtungen hin gedreht, und dadurch
wird die Struktur des Holzes beeinflußt. Die Jahresringe verwachsen in
sich, und das Holz wird fester und kerniger. Daher nimmt der Tischler,
wenn er z. B. den Rahmen für ein Sofa herstellt, zu den Teilen, welche
am meisten zu tragen und zu halten haben, nicht Kiefern- oder Nußbaumholz,
sondern Birkenholz. Es werden überhaupt für bestimmte Zwecke auch gewisse
Holzarten verwandt. An einem Wagenrad besteht beispielsweise die Nabe aus
Rüsternholz, und für die Speichen wählt man Eichen-, für die Felgen
Eschenholz.
Das Holz der Fichte oder Rottanne und das der Edel- oder Weißtanne
wird man kaum in der Werkstatt des Möbeltischlers sehen, weil es zu grob-
jährig und zu harzhaltig ist. Dazu kommt noch, daß diese Nadelbäume bis
unten an den Stamm beästet sind, während die unteren Äste der Kiefern
nach und nach verschwinden. Die Folge davon ist nämlich, daß die Astlöcher
der Kiefer allmählich mit dem Stammholz verwachsen und von neuen Holz-
schichten bedeckt werden. Auch sind die Astlöcher der Kiefern länglich rund,
da deren Zweige schräg nach oben gerichtet sind, und dadurch findet das
Verwachsen leichter statt. Die Zweige der Tannen und Fichten aber stehen
mehr in wagerechter Richtung ab. Die Astlöcher sind deshalb rund; auch
können sie mit dem Holze nicht verwachsen, weil die Zweige nicht abfallen.
Aus diesen Gründen werden Fichten und Tannen hauptsächlich zur Ge-
winnung von Pech, Lohe u. dgl. sowie zu Bauholz, Schiffsmasten und
zu Pfählen benutzt, welche eingerammt werden, um dem Erdboden Festigkeit
zu verleihen. L. Petri.
*10. Das Dimere eines Kohlenbergwerks.
(Beschreibung der Abbildung Nr. 2.)
1. Erst seit ungefähr 50 Jahren hat sich der Bergbau in der Weise
entwickelt, wie es unsre Abbildung darstellt. Sollte früher ein Bergwerk
angelegt werden, so drang man mit Hacke und Spaten in den Erdboden ein.
Gewöhnlich baute man schräg in den Boden laufende Stollen, oder es
wurden kurze Schächte, Brunnenlöchern ähnlich, „abgeteuft", von denen dann
die Stollen ausgingen. „Schürfen" nannte man diese Art des Bergbaues, der
sich naturgemäß nahe an der Oberfläche hielt. Als jedoch in neuerer Zeit
die Technik sich mit staunenswerter Schnelligkeit entwickelte, konnte man vom
Schürfen zum Tiefbau übergehen. Diesem geht das Tiefbohren voran. Es
werden Erdbohrer dazu verwandt, welche nicht nur tief in den Boden dringen,
sondern in ihren Höhlungen auch Proben der durchbohrten Erdschichten ans
Tageslicht fördern. Dampfmaschinen treiben diese an eisernen „Gestängen"
befestigten Bohrer in die Erde, und so ist man schon bis zu 2000 m tief
eingedrungen.