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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 86

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
86 Die Entwicklung der Kruppschen Gußstahlfabrik. Friedrich Krupp in Essen, der Großvater des letzten i. J. 1902 verstorbenen Besitzers der Kruppschen Werke, wurde der zweite Erfinder des Gußstahls. Friedrich Krupp errichtete i. J. 1811 im Norden der Stadt Essen einen Reckhammer und einen Schmelzbau und lieferte „alle Sorten feinen Stahls, auch Gußstahl, feine Uhrmacherfeilen, alle Sorten gröberer Feilen und Raspeln“. Die kleine Fabrik wurde auch durch ihre vorzüglichen Münz- stempel und Münzwalzen bekannt, die in Berlin, Wien und Petersburg in Gebrauch kamen. Im Jahre 1818 begann Krupp mit dem Bau einer größeren Fabrik im Westen der Stadt Essen. Sie enthielt einen Schmelzbau für 60 Schmelzöfen, von denen jedoch nur 8 fertiggestellt waren. Die Schwere der Güsse wurde bis zu Krupps Tode auf 40 Pfund gesteigert. Die Blöcke mußten nach Altenessen unter den Hammer gebracht werden; dort gelang es nur, Gußstahl bis zur Dicke von 21/2 bis 3 Zoll durchzuschmieden. Dampfmaschinen hat Krupp auf seiner Hütte nie gehabt; das Walzen des Gußstahls zu Platten mußte Walzwerken übertragen werden; I. J. 1822 bezeugte der „Verein zur Förderung des Gewerbefleißes in Preußen“, daß Krupps Gußstahl an Brauchbarkeit und Güte dem besten englischen Stahl gleich zu achten, ja in mehrfacher Hinsicht ihm vorzuziehen sei. Leider starb der strebsame Industrielle i. J. 1826 und hinterließ seine Familie in mißlichster Lage. 2. Noch nicht 14 Jahre alt übernahm Krupps ältester Sohn Alfred Krupp das Werk für Rechnung der Mutter. Mit frischem Mute trat er an seine Aufgabe heran, obgleich es ihm oft schwer genug ums Herz war. „Ich stand,“ so sagte er später selbst, „an den Trümmern des väterlichen Erbes mit wenigen Arbeitern in einer Reihe. Fünfzehn Jahre lang habe ich gerade so viel erworben, um den Arbeitern ihren Lohn auszahlen zu können. Für meine eigene Arbeit und Sorge hatte ich nichts als das Be- wußtsein der Pflichterfüllung. Von meinem 14. Jahre an hatte ich die Sorgen eines Familienvaters: bei Tage Arbeit, des Nachts Grübeln. Bei schwerer, oft nächtlicher Arbeit mußte ich von Kartoffeln, Kaffee und Brot leben, und 25 Jahre habe ich ausgeharrt, bis ich endlich ein leidliches Aus- kommen errang.“ Nur langsam arbeitete sich das Werk vorwärts. I. J. 1832 besaß es nur 10 Arbeiter. Da erfand Alfred Krupp eine Löffelwalze zur Herstel- lung von goldenen und silbernen Löffeln. Der Verkauf der auf diese Er- findung erlangten Patente im In- und Auslande setzte Krupp in den Stand, •sein Werk wesentlich zu erweitern, so daß es 1845 schon über 120 Arbeiter beschäftigte. Aber im Sturmjahr 1848 sank die Zahl der Arbeiter auf 72 herab. Nur durch den Verkauf des ganzen ererbten Silberzeuges seiner in Essen altangesessenen Familie konnte Krupp sich die Mittel zur Unterhaltung seiner Arbeiter verschaffen, und seitdem sind im Hause Krupp nie wieder silberne, sondern nur versilberte Tafelgedecke gebraucht worden. Inzwischen versäumte der junge Fabrikherr nicht, durch Reisen, nament- lich nach England, seine Kenntnisse zu vermehren. Die erste Weltausstellung in London (1851) beschickte er mit 2 tadellosen Stahlblöcken von 1500 kg und 2000 kg Gewicht, welche den von einem englischen Werke gelieferten Block von 1000 kg gänzlich in den Schatten stellten. Außerdem stellte er einen ganz aus Gußstahl bestehenden 6-Pfünder aus. Der Erfolg dieser Aus- stellung rückte seine Fabrik mit einem Schlage an den ersten Platz unter
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