Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 127

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Der Kaiser-Wilhelm-Kanal. 127 die Nordspitze Jütlands, ist jedoch lang und dabei sehr gefahrvoll. Wenn in Herbst- und Wintertagen der Sturm das Meer bis in seine Tiefen aufwühlt, dann wird die „eiserne Küste“ an Jütlands West- seite zum „Kirchhof der Schiffe“. Darum ist von den Tagen des Mittelalters an der Gedanke lebendig gewesen, beide Meere durch einen Kanal zu verbinden, und zur Verwirklichung dieses Planes wurde der Eiderkanal angelegt. Dieser Wasserweg wurde von Dänemark am Ende des vorigen Jahrhunderts erbaut und war damals der größte Kanal in Europa; aber dem Schiffswesen der Gegenwart genügte er bei weitem nicht mehr, und darum hatte er schon lange seinen Wert verloren. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal macht es unserer Kriegsflotte mög- lich, sich ungehindert von feindlichen Nachbarn je nach Bedürfnis bald in der Nordsee, bald in der Ostsee zu vereinigen; er ist aber auch dem friedlichen Verkehr der Völker geöffnet. An die Aus- führung eines solchen Baues konnte man erst denken, nachdem unser Vaterland innerlich geeinigt war und die ihm gebührende Stelle unter den Völkern eingenommen hatte. Der Bau war beschlossen, die Bausumme von 156 Millionen Mark bewilligt und die Bauzeit auf acht Jahre festgesetzt. Da legte am 3. Juni 1887 der greise Helden- kaiser Wilhelm den Grundstein zum Kanal ,,zur Ehre des geeinigten Deutschlands, zu seinem fortschreitenden Wohl, zum Zeichen seiner Macht und Stärke.“ 2. Nun kam eine Zeit rastloser Arbeit, ein langer Kampf mit mancherlei Schwierigkeiten. Die tiefste Fahrrinne der Erde sollte hergestellt werden, eine Wasserstraße, die mit einer Tiefe von 9 m den Suezkanal übertrifft. Ungeheure Erdmassen mußte man aus- heben, zumal da, wo ein Höhenzug, die Wasserscheide zwischen Elbe und Eider, durchschnitten wurde. Die Endpunkte des Kanals bezeichnen die Ortschaften Holtenau am Kieler Hafen und Bruns- büttel an der Elbmündung. Um das Werk rasch zu fördern, wurde die Arbeit gleichzeitig an mehreren Stellen der festgesetzten Linie begonnen. Große Arbeitermassen aus aller Herren Ländern wurden geworben; in der besseren Jahreszeit beschäftigte man gegen 8000, im Winter über 6000 Mann; vor allem aber wurde die Kraft der Maschinen ausgenutzt. Wenn das Tageslicht wich, so setzte eine neue Schicht von Arbeitern bei elektrischem Licht das Werk fort. Die Erdmassen wurden zum größten Teil durch Baggermaschinen gehoben. Die Trockenbagger füllten mit eimerförmigen Schaufeln, die an einer „Kette ohne Ende“ durch Dampfkraft leer hinab- und voll heraufgezogen wurden, einen Eisenbahnwagen nach dem andern. Als das Kanalbett bereits mit Wasser gefüllt war, vollendete der Schwimmbagger in ähnlicher Weise das begonnene Werk. Auf ausgedehnten Ablagerungsstätten zu beiden Seiten des Kanals oder am Ufer des Kieler Hafens wurden die Erdmassen ausgebreitet; zum Teil mußten sie auch weit ins Meer hinausgefahren werden. Die Breite des Kanals sollte genügen, um auch großen Schiffen ein bequemes Begegnen zu ermöglichen. Sie wurde deshalb auf 22 m an der Sohle festgesetzt. Da die Ufer schräg ansteigen, so erweitern sich die Abstände nach oben; am Wasserspiegel betragen sie in den
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer