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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 280

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
280 Land und Leute im Schwarzwald. steigen von den Bergen herab; ihre stolzen, schlanken Gestalten stehen dicht geschart auf dem Talboden und umschatten das brausende Wasser. Kreischend arbeitet die Sägemühle im stillen Talgrunde, und vereinzelte Bauern- häuser stehen auf grünem Wiesenplan. Eigenartig ist die Bauart des Schwarz- wälder Hauses. Sein langgestrecktes, bemoostes Dach senkt sich nach der einen Seite hin tief auf den Boden hinab. Oben liegt die Scheune und die Tenne; darunter und über den Köpfen der Bewohner und den dicht daneben eingestallten Haustieren wird ein- und ausgefahren und gedroschen. Die starken Stämme der Schwarzwaldtanne tragen die über den Wohnräumen und Stallungen ruhende Last. Abermals verengt sich das Tal. Neben uns keucht der Dampfwagen aufwärts, der das Zahnrad zu Hilfe nehmen muß, um die starken Steigungen zu überwinden. Die Landstraße zwängt sich an jähen Felswänden vorüber, und in düsterer Kluft bricht sich der Bach feinen Weg durch die festen Gebirgsschichten. Sobald die Durchbruchsschlucht hinter uns liegt, verändert sich das Bild. In einem anmutigen, weiten Hochtal breitet sich in märchen- hafter Stille der tiefdunkle Titisee aus, aus dessen Spiegel geheimnisvoll die Schatten der düsteren Berge herausschauen. Ähnlich wie das Dreisamtal führt auch das Tal der Kinzig den Wanderer an stets wechselnden Bildern vorüber in das Herz des Gebirges. Bei dem 650 Meter hoch gelegenen Städtchen Triberg bildet die wilde Gutach die berühmten Triberger Wasserfälle. Aus einer Höhe von 170 Metern tost die Wassermasse in sieben Absätzen herab. Hohe Tannen auf nackten Felsen bilden den Rahmen dieses schönsten Wassersturzes der deutschen Gaue, und zwischen dem rauschenden Tosen erklingen die Glocken weidender Herden. Vor und hinter Triberg durchführt die berühmte Schwarzwaldbahn mit ihren Tunneln und Kehren, Überbrückungen und prächtigen Fernsichten die reiz- vollsten Strecken. 2. Triberg ist die Wiege und der Hauptsitz eines wichtigen Erwerbs- zweiges der Schwarzwälder. Fast an jedem Fenster sind die bekannten zier- lichen Schwarzwälder Uhren und andere kunstvolle Holzschnitzereien ausgestellt. Ums Jahr 1730 lebte in dem Dörfchen Schönwald bei Triberg ein geschickter Mann, namens Franz Ketterer, der einfache, aber derbe halt- bare und sehr billige Uhren aus Holz herzustellen wußte. Unbekannt war in den entlegenen Tälern des Schwarzwaldes damals die Uhr nicht. Die Klöster hatten schon große Turmuhren, deren Stnndenschläge weithin durch die stille Gegend hallten. Den Mönchen ließ die Langeweile ihrer Zelle Zeit genug, kunstvollere Uhren anszusinnen, und selbst manchem Bauer gelang es, ein einfaches Uhrwerk aus Holz zustande zu bringen. Indessen waren das alles nur Spielereien und Liebhabereien; Franz Ketterer in Schönwald dagegen legte sich auf die Anfertigung von Uhren, um mit ihnen Handel zu treiben. Wenn er aber solche in Menge an seine Landsleute verkaufen wollte, so mußten sie billig sein, und dazu war die höchste Einfachheit in Stoff und Bau erforderlich. So bestand denn die erste Uhr Ketterers ganz aus Holz; nur die Gewichte waren aus Eisen; sie zeigte auch nur die Stunden und war in einem halben Tage abgelaufen; ein Schlagwerk gab es nicht. Aber die Waldbewohner waren überglücklich, als sie mit einer solchen Uhr ihre Wohnung ausstatten konnten; jeder wollte eine solche Holzuhr haben, und Ketterer mußte sich nach helfenden Händen umsehen. Jetzt schnitzten die Bauern in Schöuwald an den Feier- und Winterabenden Balken und Rädchen
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