1912 -
Essen Berlin
: Bachmann Baedeker
- Hrsg.: ,, Heinecke, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wirtschaftliches Leben in den deutschen Koloincen.
dem Mutterlande versagt sind, weshalb es noch so sehr auf fremde Einfuhr
angewiesen ist. Die Baumwollenkultur hat in Togo und Ostafrika bereits über-
raschend gute Ergebnisse gehabt; Togo und Kamerun verfügen über reiche
Bestände an Ölpalmen; Ostafrika und die Südseekolonien liefern große Mengen
von Kopra. Die Kautschukausfuhr aus Kamerun und Ostafrika ist schon jetzt
nicht unbedeutend, und der Kakaobau findet in Kamerun und Samoa einen
guten Boden. Der Anbau von Mais und Reis hat in Ostafrika ansehnliche Fort-
schritte gemacht, und Südwestafrika hat — abgesehen von den vorhandenen Mineral-
schätzen — für die Viehzucht und die Gewinnung von Schafwolle eine Zukunft.
Hiernach mag es verwunderlich erscheinen, daß unsere Kolonieen nicht schon
längst von den Engländern und Franzosen in Besitz genommen worden sind.
Der Grund hierfür ist leicht zu ersehen, wenn man einen Blick auf die Verkehrs-
verhältnisse unserer Schutzgebiete wirft. In Ostafrika und Kamerun mangelt
es an schiffbaren Strömen; in Togo sind die Landungsverhältnisse ungünstig,
und die nahezu unzugängliche Küste von Südwestafrika ist zudem durch einen
breiten Wüstengürtel vom Hinterlande getrennt.
Aber diese Ungunst der natürlichen Verhältnisse kann überwunden werden.
Was unseren Schutzgebieten an natürlichen Verkehrserleichternngen versagt ist,
müssen wir mit Hülfe der Technik durch Landungsanlagen und Eisenbahnen
ersetzen. Die Deutschen, obwohl die zuletzt Gekommenen, sind trotzdem nicht
die zu spät Gekommenen. Das beweist die im Jahre 1898 erfolgte Pachtung
der Ki au tschau-Bucht von China, dieses wichtigen Stützpunktes für Deutsch-
lands Handel und Schiffahrt in Ostasien, sowie die Erwerbung der Karolinen-
inseln im folgenden Jahre. So hat das Deutsche Reich durch sein rasches,
kraftvolles Vorgehen in wenigen Jahren einen Kolonialbesitz gewonnen, dessen
Einfuhrwert im Jahre 1907 145 Mill., dessen Ausfuhrwert 74 Mill. betrug,
und dessen Gesamthandel 1908/9 einen Wert von 252 Mill. Mark darstellte. Die
beiden größten Männer ihrer Zeit, Kaiser Wilhelm I. und sein Kanzler, haben
einen glücklichen Griff getan, als sie das Vermächtnis des Großen Kurfürsten
aufnahmen und Deutschland teilnehmen ließen an der Teilung der Erde.
Noch Berthold Bolz und Karl Helfferich.
*129. Wirtschaftliches heben in den deutschen Kolonieen.
1. Wer aus dem dunkeln Erdteil in die deutsche Heimat zurückkehrt,
pflegt sich von dort allerlei Andenken mitzubringen, mit denen er daheim sein
Zimmer ausstaffiert. Nimmt man solch ein Museum im Kleinen näher in
Augenschein, so wird man oft gewahren, daß die Schwarzen ihre Tage
keineswegs nur in süßem Nichtstun verbringen, sondern daß es unter ihnen
auch brave Handwerker, ja sogar Kunsthandwerker gibt. So wird von den
Tongonegern berichtet, daß jeder ansehnlichere Ort eine Schmiede hat,
in der die Umwohner ihre Messer, Schwerter und andere Geräte teils aus-
bessern, teils anfertigen lassen. Auf vier Pfählen ruht ein Schattendach; der