1912 -
Essen Berlin
: Bachmann Baedeker
- Hrsg.: ,, Heinecke, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ln den Lehrling. — Bestimmungen des Handwerkergesetzes über das Lehrlingswesen. 343
157. Hn den hehrling.
1. Nie frag' zuerst nach hohem Lohne
im haus, wo du an Kunst gewinnst,
und nie, was drin an Reichtum wohne,
wenn Ordnung du und Sanftmut findst!
Was ist 's, warum zum Wanderleben
du von der Heimat dich entfernt?
Um einst dem eignen Haus zu geben
das, was im fremden du gelernt.
2. Drum laß dein Dhr stets offen stehen
da, wo die Hand geschäftig ringt,
und manches wird dein Geist erspähen,
das künft'gen Tagen Nutzen bringt.
Db Fried', ob hast im Hause walten,
sei deines Forschens erstes Ziel,
um einst vom eig'nen fern zu halten,
was dir im fremden nicht gefiel.
3. Nicht feine Kost, nicht weiche Betten,
nicht träge Zeit an manchem Tag
kann so ans Haus des Meisters ketten,
als wie 's die Freundlichkeit vermag.
Beim ärmsten bleibt man und mit Freude,
der uns belehrt mit mildem Wort;
doch, wo man sich zu fragen scheute,
da geht man nur mit Freuden fort.
4. Du aber, du, der noch die Bürde
der herben Lehrzeit tragen muß,
wenn sie dir noch so drückend würde,
halt aus in Ehren bis zum Schluß!
Je enger deiner Freiheit Schranken
die strenge Zucht des Lehrherrn setzt,
je inn'ger wirst du 's einst ihm danken,
wenn man um deinen Fleiß dich schätzt.
Karl Weise. ^Gekürzt.)
*158. Bestimmungen des ßandwerkergeieftes über das kehr-
lingsweien.
I. Der Lehrvertrag.
1. „Nicht der Schule, sondern dem Leben!" Nach achtjährigem Schul-
besuche hat der Knabe seiner Schulpflicht genügt. Die Lernzeit fiel zwar
zusammen mit dem größten Teil der frohen, sorgenfteien Kinderzeit; aber sie
hatte doch einen ernsten Zweck; denn sie sollte den Knaben tüchtig machen
für die Lehrzeit, die nun vor ihm liegt. Er hat sich bereits für einen
Beruf entschieden: ein Handwerk will er ergreifen, und der Vater hat einen
Meister gefunden, der die Ausbildung des Sohnes übernehmen will. Er