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1. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 443

1912 - Essen Berlin : Bachmann Baedeker
Wie sorgt der Handwerker für die Zukunft? 443 nungen gesucht, und so werde ihm aus den Mieten eine hübsche Einnahme erwachsen. Dem Bauherrn leuchtete dies wohl ein; indessen rechnete er dem Baumeister vor, daß die Vrandentschädigung die Baukosten nicht decken würde, selbst wenn er seine Sparkasseneinlage hinzunähme,- zudem sei er für seinen und seiner Familie Unterhalt aus seine Ersparnisse so lange angewiesen, bis er sein Gewerbe wieder betreiben könne, hiergegen konnte der Baumeister nichts einwenden, machte jedoch den Vorschlag, die fehlende Zumme bei der städtischen Sparkasse als Hypothek aufzunehmen. Schulten sah den Baumeister ungläubig an: „Bei der Sparkasse leihen?" sagte er, „eher leihe ich doch der Sparkasse, wenn ich ihr meine Ersparnisse bringe." ^Bedenken Sie doch, Meister," erwiderte der Baumeister, „woher soll denn die Sparkasse die Zinsen nehmen, die sie den Inhabern der Sparkassen- bücher gewährt? Sie muß eben die ihr anvertrauten Gelder verleihen, aber gegen hohe Sicherheit und gegen einen höheren Zinsfuß als den von ihr gewährten. Ihre Beamten wollen doch auch leben,- ihre großen Geld- schränke wollen bezahlt sein, und einen für unvorhergesehene Fälle aus- reichenden Reservefonds muß sie auch sammeln. Sie wird also für die Hypothek auf den Neubau 4 bis 41/*0/0 Zinsen verlangen; dafür sind Sie aber auch ziemlich sicher, daß Ihnen das Geld nicht gekündigt wird, wo- fern sie die Zinsen pünktlich bezahlen." Der Meister befolgte den guten Nat; bald stieg der Neubau in die höhe, und nach einigen Monaten konnte Schulten seine Freunde zum Nichtfest einladen. Buch der arme Burkhard war zugegen. „Ich Tor!" rief er im Laufe des Gesprächs aus, „warum habe ich eure früheren Ermahnungen in den wind geschlagen! Ein jähr- liches Opfer von wenigen Groschen, und ich wäre jetzt nicht in einer so betrübten Lage! Beinahe möchte ich mein Glück einmal bei der Lotterie versuchen; denn sonst werde ich wohl nie mehr in einer eigenen Werkstatt arbeiten!" „Dazu kann vielleicht doch noch Nat werden," versetzte der biedere Schmied, „und ich will dir nach Mästen behülflich sein; nur schlag dir die Lotterie aus dem Sinne; denn die ist schon manchem zum Unheil ausge- schlagen, und „hoffen und harren macht manchen zum Narren". Du hast ja auch das Sparen gelernt, Freund Burkhard, und wirst das wenige, was dir dein schweres Mißgeschick gelassen hat, allmählich vermehren. Für die Einrichtung einer Werkstatt reicht es freilich nicht aus, und ich möchte dir auch nicht raten, den letzten Notpfennig daran zu wagen. Über die hiesigen Handwerksmeister haben, wie du weißt, kürzlich einen Vor- schußverein gegründet, und wenn ich Bürgschaft für dich leiste, so streckt dir, hoffe ich, der Vorstand so viel Bargeld vor, daß du wieder eine eigene Werkstatt aufmachen kannst, und deine frühere Kundschaft wirst du sicher- lich wieder gewinnen." Mit wachsender Spannung und zuletzt mit freu- digem Staunen hatte Burkhard den Worten des Freundes gelauscht. „Bruder Schmied," fiel jetzt der Bäcker ein, „da müßte ich eigentlich auch dabei sein; aber bevor nicht mein Haus fertig, die Werkstatt wieder eingerichtet ist und die Wohnungen vermietet sind, darf ich für einen andern keine Verpflichtungen übernehmen. Kannst du aber später meine Dienste brauchen, lieber Burkhard, so rechne aus mich!" 2. Meister Burkhard standen die Tränen in den Bugen, und aus innerstem Herzen quollen seine vankesworte. „Uber Freunde," sagte er nach einer weile, „wenn mich nun ein neues Unglück träfe, ehe ich meine
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