1899 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1897
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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kräftig geschleift, bis die Fläche völlig glatt erscheint. Sodann wird die
Politur auf ein wollenes Läppchen gebracht und dieses in einen Leinwand-
lappen gehüllt. Den Lappen führt man, indem man von Zeit zu Zeit
einen Tropfen Leinöl aufgiebt, in bogenförmiger Bewegung, ohne an-
zuhalten, auf der Fläche herum, wobei sich Wolken bilden, welche die
Porenöffnungen nach und nach Schliessen. Einige Tage später wird dann
zum Abpolieren geschritten.
Eine weitere wichtige Arbeit des Tischlers ist das Fournieren. Man
versteht darunter das Bekleiden des Gegenstandes mit aufgeleimten dünnen
Blättern aus wertvolleren Holzarten. Dies Verfahren gewährt verschiedene
Vorteile. Man kann leichtere und billigere Holzarbeiten für die Darstellung
wählen; beim Fournieren lassen sich durch Zusammenfügung einzelner
Stücke schönere Zeichnungen- hinsichtlich der Äderung des Holzes hervor-
bringen, als es bei Herstellung aus grossen Stücken möglich ist.
Hand in Hand mit dem Fournieren geht häufig die Herstellung
eingelegter Arbeiten. Bestehen die eingelegten Zeichnungen, Linien
nicht aus Holz, sondern aus Metall, Perlmutter, Horn u. s. w., so heisst
die eingelegte Arbeit Boulearbeit. — Eingelegte Arbeiten, bei welchen
durch eine grosse Zahl sehr kleiner, nebeneinander gelegter Holzstückchen
von verschiedener Farbe figürliche Darstellungen oder Ornamente aller
Art gebildet werden, nennt man Holzmosaik.
Die Werkzeuge und Geräte des Tischlers sind allbekannt. Mit
Recht bürgern sich in neuerer Zeit Werkzeugmaschinen auch in
kleinen Tischlereien mehr und mehr ein. Eine Bandsäge sollte in
keiner Tischlerwerkstatt fehlen; billiger, aber nicht so vielseitig an-
wendbar ist eine kleine Kreissäge, besonders wenn man die Spindel
einer etwa vorhandenen Drehbank zum Aufsetzen des Sägeblattes benutzt;
eine Bohrmaschine, unter Umständen mit Vorrichtung zum Langbohren
und Stemmen, kann eine Menge Zeit ersparen; in Bautischlerei kann
auch schon eine Stemmmaschine ohne Vorrichtung zum Bohren vor-
zügliche Dienste leisten. Auch kleine Fräsmaschinen für Handbetrieb
sind in vielen Werkstätten ausserordentlich nützlich. In weit umfang-
reicherem Masse lassen sich natürlich Werkzeugmaschinen zur Verwendung
bringen, wo Naturkraft (Dampf, Wasser, Gas) zur Verfügung steht.
Hobelmaschinen führen dann in wenigen Minuten dieselbe Arbeit aus,
welche bei Handarbeit viertel- oder halbe Stunden beansprucht; die Fräs-
maschinen erlangen dann erst ihre volle Wichtigkeit; auch die übrigen
Werkzeugmaschinen, schon mit Hand- und Fussbetrieb nützliche Gehilfen
lies Tischlers, gestatten bei Anwendung der Naturkraft einen rascheren
Gang und somit eine schleunigere Vollendung der Arbeit.
Nach Verschiedenen.
97. pflanzen für gewerbliche Stoffe.
Zahllos sind die gewerblichen Erzeugnisse, zu deren Gewinnung die
heimische Pflanzenwelt den Rohstoff liefert. Zuerst ist da der Zucker zu
nennen, der aus der Zuckerrübe bereitet wird und den Zucker ans dem
Zuckerrohr fast ganz verdrängt hat. Es liefert die Kartoffel neben dem
Weizen und dem Reis die weiße Stärke. Aus der Gerste gewinnt man
das Malz und aus diesen: das wohlschmeckende Bier. Ten'rohstoff für
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