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1. Teil 1 - S. 206

1899 - Essen : Bädeker
206 erregte er grosses Aufsehen, also auf dem Gebiete, aut dem er das Höchste erringen sollte. Krupp bekam den ersten Preis. In der Welt der Eisenindustrie stand sein Karne glänzend da, und der Ruf seiner Fabrik verbreitete sich im Auslande. Gewaltige Aufträge an Eisenbahnmaterial, Achsen, Schienen, Federn u. s. w. erforderten Ver- größerung der Werke. Krupp erfand in dieser Zeit die Gufsstahl- Bandage, d. h. die Herstellung des Reifenbeschlags der Eisenbahnwagen- räder ohne Schweifsnaht durch Kreisrundung aus einer geschlitzten Gussstahlplatte. Zahlreiche Unglücksfälle, verursacht durch das Zerspringen der Räder, waren damit vermieden. Auf die Erfindung brachte ihn das Durchbohren einer Bleiplatte und das allmähliche Erweitern des Bohr- loches, bis es nur von einem Ringe umgeben war. So versuchte er stets das Grosse erst im kleinen und führte es mit starker Willenskraft zur Vollkommenheit, so dass sein Wille auch stets zur That wurde. Die genannte Erfindung war ein grosser Erfolg, der viel einbrachte, und das Geld strömte jetzt nach Essen zu Krupp, so dass ihm ein überreicher Gewinn zufiel. Trotzdem war Alfred Krupps rastlos strebender und ehrgeiziger Natur das Ausruhen zuwider. Sein Arbeitsgenie drang unaufhaltsam vorwärts; aber die Sache stand über seiner Person. Er wusste, dass das, was er sich errang, der deutschen Eisenindustrie zu gute kam. Mit ihm musste zugleich das Vaterland an Ansehen und Wohlstand gewinnen. Die Kanonenfabrikation lag Krupp vor allem am Herzen. Die besten Kanonen aus seinem wunderbaren Gussstahl herzustellen, war sein höchstes Ziel. Vielfach wurden zwar seine Kanonen probiert, aber es dauerte lange Zeit bis zu ihrer Einführung. Der Khediv1) von Ägypten bezog 1855 die ersten 36 Kanonen von Krupp gegen Barzahlung. Erst im Jahre 1859 entschloss sich die preussische Regierung, nachdem sie sich von der hervorragenden Brauchbarkeit der Gussstahlkanonen gegen- über den bronzenen durch jahrelange Versuche überzeugt hatte, zur Einführung von 300 gezogenen Kruppschen Feldgeschützen in die Armee. Auf der Weltausstellung in London, 1862, zeigte Krupp die ersten grösseren Gussstahl-Hinterlader. Unerreicht waren seine Leistungen, die sich zuerst im Kriege gegen Dänemark, 1864, praktisch bewährten. In den sechziger Jahren nahm die Fabrik eine ungeheuere Entwicklung, so dass die Arbeiterzahl bis 1870 auf siebentausend stieg. Schreiber, Buchhalter, Ingenieure, Chemiker, Offiziere ausser Dienst und höhere Ver- waltungsbeamten fanden Anstellung. An die Spitze der einzelnen Zweige wurden vertrauenswürdige Männer gestellt. Um möglichst unabhängig zu sein und alle Bedingungen des Bestehens und der Fortentwicklung in sich selbst zu haben, wurden grosse Hüttenwerke erworben. Die Rohstoff- vorräte an Erz wurden in eigenen Hochöfen ausgeschmolzen, während benachbarte eigene Zechen den Kohlenbedarf deckten. Grosse Bestellungen erfolgten vor dem österreichischen Kriege, 1866. Nach demselben wurde auch das schwere Kruppsche Belagerungs-Geschütz mit Ringkonstruktion der preussischen Artillerie einverleibt. Krupp zog als Verbündeter der Deutschen 1870 mit ins Feld, und seine Geschütze führten wiederholt die furchtbare Entscheidung herbei. Was war aus dem Tiegelgussgeheimnis von Krupps Vater in seinen Händen geworden! Was aus der kleinen Werkstatt, in die ihn seine 0 Khediv d. i. Gebieter oder Fürst.
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