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1. Teil 1 - S. 323

1899 - Essen : Bädeker
323 ihre ins Auge springende Wohlhabenheit. Dazu begegnet der Wanderer überall altersgrauen Mauern, geschichts- oder sagenreichen Burg- und Schloßtrümmern. Schon der Name des Gebirges deutet darauf hin, daß sich ein aus- gedehnter Bestand von Nadelholz hier finden muß. Derselbe ist in seiner Große und Vollkommenheit in der That eine Pracht an sich selbst. Aber auch herrliche Laubwälder weist das Gebirge auf. Aufwärts steigend findet nian bis zu 800 m vor allem Buchen, Ahorn und Eichen; erst darüber tritt der eigentliche „Schwarzwald" herrschend auf, die Kiefer, Fichte und Tanne, auf den Hochebenen der Kuppen auch das Knieholz der Legföhre, und ganz _ oben grüßen uns die Alpenwiesen. Übrigens steigt an vielen Stellen bei dem fruchtbaren Boden der ertragreiche Feldbau bis 1000 m hoch. An den Hängen des Gebirges im Westen und Süden reift, abwechselnd mit Obst, köstlicher Wein. Der Schwarzwald erstreckt sich über einen Flächenraum von fast 7000 qkm. Er ist ein Massengebirge, das hauptsächlich ans Granit, Gneis und Porphyr besteht. Die höchsten Gipfel zeigt der südliche Teil. Hier finden wir den Feldberg bis 1495 m aufragend. Von demselben aus hat man eine herrliche Nnndsicht nach der Schneekette der Alpen, dem langen blauen Zuge des Wasgaus, den Kuppen des Schwarzwaldes und den vulkanischen Felskegeln des Hegaus. Fast ebenso hoch ist der Belchen. Unter den kleinen malerischen Bergseen ist der Mummelsee der sagenreichste. Diese Seen, sowie feuchte Bodenstrecken sind ein Segen für das Land; denn ihnen entströmen Büche und Flüsse, deren Thäler an Naturschönheiten so reich sind. Eines der wichtigsten und besuchtesten ist das Mnrgthal, das sich nach Rastatt zu öffnet, und in dessen Nähe am Oosbach Baden, der glänzendste, schon den Römern bekannte Badeort des Schwarzwaldes, liegt. Andere besuchte Thäler sind das der Kinzig, Dreisam und Enz. In letzterem wird der Badeort Wildbad viel besucht. Der Gewerbefleiß des Schwarzwälders ist weit berühmt. Das Holz ist der Schatz, den er trefflich zu heben weiß. Die schönsten Stämme werden als Hvllündertannen die Bergwasser hinab in den Rhein und nach den Niederlanden geflößt, und manche Schwarzwäldertanne hat als Schiffs- mast „die Meere befahren und fremde Länder geschaut". Weiter dient das Holz der eigenartigen Uhrenindustrie. Von der einfachsten Wanduhr, welche fast ganz aus Holz gefertigt ist und in Deutschland noch für 3 Mark gekauft wird, bis zu den künstlichen Spieluhren mit Kuckuck und Orgel- werk, welche in Indien und China, and) in Moskau und Spanien mit 300—3000 Mark bezahlt werden, gehen Kisten auf Kisten voll aus den stillen Bergdörfern in alle Lande. Reges Leben herrscht allenthalben. Still sind nur die sinnigen, künstlerischen Meister und ihre Arbeiter; sonst hännnert, pocht, hackt, bohrt, klappert und sägt es lustig Tag und Nacht die Thäler entlang. Hier werden die Zifferblätter in allen Größen geschnitzt, lackiert und bemalt, dort nur Zeiger gegossen und gefeilt, hier die Gewichte, dort die Ketten dazu bereitet, anderswo die Räderwerke gefertigt; endlich setzt der Meister die Uhr zusammen, und große Kauf- häuser'in Neustadt, Fnrtwnngen u. s. w. besorgen die Versendung, oder der Schwarzwälder, der Uhrenhändler, geht selbst mit seiner Ware in alle Welt. Gefertigt in der Waldeinsamkeit von einem kunstsinnigen, zum 21*
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