1899 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1897
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ihre ins Auge springende Wohlhabenheit. Dazu begegnet der Wanderer
überall altersgrauen Mauern, geschichts- oder sagenreichen Burg- und
Schloßtrümmern.
Schon der Name des Gebirges deutet darauf hin, daß sich ein aus-
gedehnter Bestand von Nadelholz hier finden muß. Derselbe ist in
seiner Große und Vollkommenheit in der That eine Pracht an sich selbst.
Aber auch herrliche Laubwälder weist das Gebirge auf. Aufwärts steigend
findet nian bis zu 800 m vor allem Buchen, Ahorn und Eichen; erst
darüber tritt der eigentliche „Schwarzwald" herrschend auf, die Kiefer,
Fichte und Tanne, auf den Hochebenen der Kuppen auch das Knieholz der
Legföhre, und ganz _ oben grüßen uns die Alpenwiesen. Übrigens steigt
an vielen Stellen bei dem fruchtbaren Boden der ertragreiche Feldbau bis
1000 m hoch. An den Hängen des Gebirges im Westen und Süden
reift, abwechselnd mit Obst, köstlicher Wein.
Der Schwarzwald erstreckt sich über einen Flächenraum von fast
7000 qkm. Er ist ein Massengebirge, das hauptsächlich ans Granit,
Gneis und Porphyr besteht. Die höchsten Gipfel zeigt der südliche Teil.
Hier finden wir den Feldberg bis 1495 m aufragend. Von demselben
aus hat man eine herrliche Nnndsicht nach der Schneekette der Alpen,
dem langen blauen Zuge des Wasgaus, den Kuppen des Schwarzwaldes
und den vulkanischen Felskegeln des Hegaus. Fast ebenso hoch ist der
Belchen. Unter den kleinen malerischen Bergseen ist der Mummelsee der
sagenreichste.
Diese Seen, sowie feuchte Bodenstrecken sind ein Segen für das Land;
denn ihnen entströmen Büche und Flüsse, deren Thäler an Naturschönheiten
so reich sind. Eines der wichtigsten und besuchtesten ist das Mnrgthal,
das sich nach Rastatt zu öffnet, und in dessen Nähe am Oosbach Baden,
der glänzendste, schon den Römern bekannte Badeort des Schwarzwaldes,
liegt. Andere besuchte Thäler sind das der Kinzig, Dreisam und Enz.
In letzterem wird der Badeort Wildbad viel besucht.
Der Gewerbefleiß des Schwarzwälders ist weit berühmt. Das Holz
ist der Schatz, den er trefflich zu heben weiß. Die schönsten Stämme
werden als Hvllündertannen die Bergwasser hinab in den Rhein und nach
den Niederlanden geflößt, und manche Schwarzwäldertanne hat als Schiffs-
mast „die Meere befahren und fremde Länder geschaut". Weiter dient
das Holz der eigenartigen Uhrenindustrie. Von der einfachsten Wanduhr,
welche fast ganz aus Holz gefertigt ist und in Deutschland noch für 3 Mark
gekauft wird, bis zu den künstlichen Spieluhren mit Kuckuck und Orgel-
werk, welche in Indien und China, and) in Moskau und Spanien mit
300—3000 Mark bezahlt werden, gehen Kisten auf Kisten voll aus den
stillen Bergdörfern in alle Lande. Reges Leben herrscht allenthalben.
Still sind nur die sinnigen, künstlerischen Meister und ihre Arbeiter; sonst
hännnert, pocht, hackt, bohrt, klappert und sägt es lustig Tag und Nacht
die Thäler entlang. Hier werden die Zifferblätter in allen Größen
geschnitzt, lackiert und bemalt, dort nur Zeiger gegossen und gefeilt, hier
die Gewichte, dort die Ketten dazu bereitet, anderswo die Räderwerke
gefertigt; endlich setzt der Meister die Uhr zusammen, und große Kauf-
häuser'in Neustadt, Fnrtwnngen u. s. w. besorgen die Versendung, oder der
Schwarzwälder, der Uhrenhändler, geht selbst mit seiner Ware in alle
Welt. Gefertigt in der Waldeinsamkeit von einem kunstsinnigen, zum
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