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1. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 53

1906 - München : Oldenbourg
35. Das Brot. 53 35. Aas Prot. Im Heidelberger Schlosst ließ Friedrich, der siegreiche Kurfürst der Pfalz, seine Kriegsgefangenen, darunter Bischöfe und Grafen, reichlich bewirten. „In hohen Pokalen perlte der Wein; Es dampften Wildbret und Fische" .... Doch klagten die Gäste: „Es fehlet das Brot!" Da hob sich Friedrich ernsthaft groß; „Ihr habt verwüstet durch Feuersglut Die goldnen Gottessaaten; Es sind — Schmach eurem frevlen Mut! — Die Scheunen in Flammen geraten. Gott gab mir ob solcher Sünde den Sieg. Solch Unrecht kann nicht dauern. Und führt ihr wieder schnöden Krieg, So schont die armen Bauern!" Ja, die „goldenen Gottessaaten" sind des Landmanns Hoffnung; sein Lohn ist die Ernte. Stolz schreitet er in der Glut der Junisonne neben dem Wagen einher, der, von kräftigen Rossen gezogen, „kornbe- laden" zur Scheune schwankt. Im Spätherbst und Winter hören wir, wie der Bauer samt seinem Gesinde in taktmüßigen Schlügen mit dem „Flegel" die Körner aus den Ähren drischt um sie zur Mühle zu fahren. Unter rastlosem Geklapper vollzieht diese ihre Arbeit: zwischen zwei kreisrunden Steinen wird das goldgelbe Kleidchen von den Körnern gestreift und ihr schneeiger Kern zu Mehl zerrieben. Siebe und Tücher, beständig gerüttelt, sortieren das Mehl und schütteln es wieder in die Säcke des Bauern. Den größten derselben füllet das „schwarze", so benannt, weil unter dem weißen Stärkmehl der graue Kleber sich findet, der dem Mehle etwas dunklere Färbung verleiht. Ein großer „Backtrog", aus fünf Brettern schmucklos gezimmert, doch desto sorgsamer geglättet, innen und außen reinlichst gescheuert, nimmt das „schwarze" Mehl auf. In schneeweißer Schürze und hochauf- gestülpten Ärmeln steht des Abends die Bäuerin davor um Schwarzbrot anzumachen. Während die Tochter lauwarmes Wasser dem Mehle zuschüttet, mengt die Bäuerin mühsam beides zu dickflüssigem „Teige". — Ihm wird dann in entsprechender Menge der Sauerteig beigemischt, damit während der Nacht in warmer Stube der Teig ordentlich „gehe". Schon nach einigen Stunden entwickelt sich nämlich durch Gärung des „Hesels" in zahlreichen Blasen Kohlensäure in Menge, die den Teig überall durch- dringt und ihn porös gestaltet.
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