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1. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 203

1906 - München : Oldenbourg
133. Der Wald und seine Bedeutung. 208 Kälte würden wir erliegen, Nahrungsmittel, für uns erst durch des Feuers Macht genießbar, würden uns nichts nützen, die Kraft des Dampfes würden wir nicht kennen, durch sie uicht über Larrd und Meer- fliegen, wenn es keine Wälder gäbe oder gegeben hätte. Die Fortschritte der Kultur find an den Wald gebunden und doch war die Kultur die größte Feindin des Waldes; sie ist es leider hier und da noch jetzt. Deutschland, vormals mit dichten Eichen- und Buchen- wäldern überdeckt, ist jetzt nur strichweise noch mit schönen Waldungen versehen; nackte Berge, wüste Ebenen sind da, wo vormals dichte Wälder standen. Was nützt der Flugsand, was trügt die Heide? Was könnte der Wald, den man vor grauer Zeit aus Unverstand oder Eigennutz geschlagen, nützen? Immer fühlbarer wird der Holzmangel; immer höher steigen die Holzpreise. Die Steinkohlen und Braunkohlen wachsen nicht nach; die Torfdecke des Moores vermehrt sich nur langsam; mögen sie auch noch für Tausende von Jahren Brennstoff liefern, so wird doch diese Quelle einmal versiegen. Die Waldungen sind mit dem Wohle der Menschheit eng verknüpft; von ihnen ist zum großen Teile das Klima, die geschützte Lage, die Feuchtigkeit und Fruchtbarkeit des Bodens abhängig. In der Natur greift alles ineinander, die Stoffe kreisen ohne Unterlaß. Die Pflanze nimmt aus der "Luft Kohlensäure und andere gas- und dunstförmige Produkte auf, welche von den Tieren ausgeatmet oder durch die Verwesung in Freiheit gesetzt werden; sie haucht dagegen Sauerstoff in die Atmo- sphäre aus. Dieser Sauerstoff dient den Tieren zum Leben. Der Baum mit seinen grünen Blättern und jungen Zweigen bietet der Luft eine große, aufnehmende und aushauchende Oberfläche entgegen; er bindet den Kohlenstoff der Kohlensäure, um aus ihm Holz, Stärkemehl u. s. w. zu bereiten. Der Wald entzieht der Luft durch seine ungleich größere aufsaugende Oberfläche ungleich mehr der genannten Gase als die Wiese und das Kornfeld; er gibt in gleichem Maße mehr Sauerstoff an die Atmosphäre ab. Sein Einfluß auf die chemische Zusammensetzung des Dunstkreises der Erde ist deshalb von großer Bedeutung. Der Laubwald wirft alljährlich seine Blätter ab; selbst die Nadel- hölzer verlieren nach einer bestimmten Reihe von Jahren ihre Nadeln. In den Nadeln und im Laube erhält der Boden einen Teil der minera- lischen Stoffe zurück, welche ihm die Wurzeln der Bäume entzogen; die organischen Verbindungen der Blätter werden dagegen für den Boden eine reiche Humusquelle. Der Schatten der Belaubung erhält dem Boden seine Feuchtigkeit; die Verwesung arbeitet fort und fort; es entstehen Moospolster; die Humusdecke des Waldes wächst von Jahr zu Jahr.
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