1906 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Lehrerinnen-Verein München
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Feiertagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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148 Bayern.
148. Wayerir.
„Weißt du, wo gleich Paradiesen
Ein deutscher Gau entgegenlacht?
Der Berge schön gekrönte Riesen,
Der Seen wechselvolle Pracht?
Wo stolze Ströme sich ergießen
Durch reiche Fluren weltmeerwärts?
Wo tausend Bäche lieblich fließen? —
Sieh, das ist Bayern, Deutschlands Herz 1'
Ed. Frhr. v. Schrenk.
Vom Fichtelgebirge an gegen Süden, umgrenzt vom Böhmerwald,
Jura und den Alpen, erstrecken sich zu beiden Seiten der Donau die
uraltbayerischen mit den schwäbischen Gauen; vom Fichtelgebirge gegen
Westen bis zum Spessart und Odenwald, durchströmt vom Main, die
fränkisch-bayerischen Gebiete, die ersteren, mit der Hauptabdachung nach
Osten, zum Gebiete des Schwarzen Meeres, die letzteren, mit der Haupt-
abdachung nach Westen, zum Gebiete der Nordsee gehörend.
Ein von dem Hauptlande getrenntes Gebiet, die Rheinpfalz, breitet
sich, durchzogen vom Hartgebirge, am Imsen Rheinufer aus.
Kaum ein anderes Land bietet in dieser Ausdehnung und Größe
einen so reichen Wechsel der Natur, eine solche Fülle der verschiedensten
Produkte, ein so mannigfach geartetes Volksleben als unser Bayerland.
Nicht bloß im allgemeinen weist Bayern den Gegensatz von Gebirgsland
und Ebene auf; nein, die ganze Stufenleiter der Bodengestaltung vom
eis- und schneeumstarrten Hochgebirge bis hinab zum welligen Hügel-
land, von der rauhen Hochfläche bis zur milden Tiefebene finden wir
hier vertreten.
Dort erblicken wir das Hochgebirge der Alpen mit seinen majestü-
tischen Bergriesen, schimmernden Schneefeldern, saftigen Almen, klaren
Seen und schäumenden Bergflüssen; — hier breitet sich eine große,
von mächtigen Wasseradern durchfurchte Hochfläche aus, auf welcher an-
mutige, waldbewachsene Höhenzüge mit ausgedehnten Ebenen abwechseln.
Wenn diese auch hier und da Sumpflandschaften, Heideflächen, magere
Triften und ärmliche Kiefernbestände zeigen, so sind sie doch meist frucht-
bares Getreideland mit unabsehbaren Weizenfluren oder fetter Wiesen-
grund, dann und wann unterbrochen durch dunkelgefärbte Waldstrecken.
Dort wieder steigen aus der Ebene allgemach die vielfach verzweigten
Höhen des Mittelgebirges auf, bekleidet hier mit dem dunkleren Gewände
der Nadel-, dort mit dem helleren der Laubholzwaldungen. — Hier
windet sich in sorgsam gepflegten Anpflanzungen an einem Walde schlanker
Stangen die würzige Hopfenranke empor und dort, wo die Sonne ihre
Strahlen glühender zur Erde sendet, schmücken blühende Obsthaine die
Talgründe und üppige Nebgelände die Höhen.