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1. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 237

1891 - München : Oldenbourg
11. Münchens Wasserversorgung. 237 drehen, und das frische, klare Naß sprudelt in Krug und Eimer und füllt im Nu auch das größte Schaff. Wie schnell ist jetzt ein frischer Trunk besorgt, ein Glas gereinigt, das Wasch-und Badewasser gerichtet! Vor nicht gar langer Zeit war das noch anders. Da kannte man laufendes Wasser in wenigen Häusern und fast nur zu ebener Erde; denn das Quellwasser, das an den Jsargehangen und bei Thalkirchen ge- sammelt und zur Stadt geleitet wurde, reichte nicht weit und konnte auch nicht in höhere Stockwerke geleitet werden. Man behalf sich mit Pump- und Schöpfbrunnen, die fast in jedem Hose standen. Morgens und abends sah man die Dienstmädchen mit den kupfernen Wassereimern zum Brunnen wandeln, Wasser schöpfen und die gefüllten, schweren Gesäße die Stiege hinausschleppen. Die Pumpbrnnnen lieferten das sogenannte Grundwasser. Es war nicht schlecht, besser als in vielen anderen großen Städten. Aber diese Brunnen waren leicht und oft der Verunreinigung ausgesetzt, gaben manchmal wenig, manchmal gar kein Wasser, je nach der Regenmenge des Jahres, versagten oft in ihrer Einrichtung und froren im Winter gern ein. Daher wurde das Bedürfnis nach einer besseren Wasserbeschaffung all- gemein gefühlt, und seit Jahren besprach man Pläne und Einrichtungen, wie der Stadt gutes Trinkwasser in reichlicher Menge zugeführt werden könnte. Endlich gelang es dem verstorbenen Bürgermeister Dr. v. Erhard, den Gedanken zur That werden zu lassen. Seiner Thatkraft und Aus- dauer ist es zu verdanken, daß das großartige Werk unserer jetzigen Wasserleitung in Angriff genommen und glücklich zu Ende geführt wurde. Unser Trinkwasser kommt weit her, es ist ein Kind des Gebirges. Zwischen dem ehemaligen Kloster Weyarn und dem Dorfe Darching in dem landschaftlich reizenden Mühlthale entspringt aus dem Gehänge des linken Steilufers der Mangsall der sogenannte Kasperlbach. Dieser hat eine so bedeutende Wassermenge, daß er alsbald nach seinem Ursprünge eine Mühle, die Kasperlmühle, trieb. Andere Quellen, zwar weniger reich, aber mit demselben frischen, klaren Wasser, sprudeln rechts und links im schattigen Thale. Dieser Käsperlbach und seine Nebenquellen wur- den, nachdem ihr Wasser aufs sorgfältigste geprüft, und der Zufluß jahrelang gemessen, zur Wasserversorgung Münchens ausersehen. Bevor sie jedoch als Brunnen gefaßt werden konnten, galt es, vielerlei Hinder- nisse zu überwinden. Der Mühlbesitzer, einige Bauernhöfe der Nachbar- schaft und andere Personen wurden durch die beabsichtigte Leitung in ihren Wasserrechten beeinträchtigt und mußten mit Geld abgefunden werden; weitere, weniger berechtigte Einsprüche wurden durch den Ent- scheid des Richters abgewiesen.
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