1891 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Lehrerinnen-Verein München
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Feiertagsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
- Geschlecht (WdK): Mädchen
12. Nürnbergs und Fürths Industrie.
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befinden sich in allen Straßen und auf allen Plätzen sogenannte Hydranten,
das sind Vorrichtungen an den unter der Straße fortziehenden Neben-
strängen, welche das Anschrauben eines Feuer- oder Spritzenschlauches
ermöglichen. Wie die Hydranten zur Straßenbespritzung benutzt werden,
können wir an jedem warmen Sommertage sehen.
Den Hausleitungen muß im Winter besondere Aufmerksamkeit zu-
gewendet werden. Wenn das Wasser in den Röhren gefrieren und die-
selben zersprengen würde, könnte durch das nachströmende Wasser bedeu-
tender Schaden angerichtet werden. Darum sind alle Privatleitungen,
Meßvorrichtungen, Eichhähne und Wassermesser vor Frost zu schützen.
Dieses geschieht dadurch, daß die Fenster und Thüren der Ränme, in
welchen sie sich befinden, bei Frostwetter stets gut geschlossen gehalten,
sie selbst mit Holzkästen, Holzverschalungen umgeben oder mit Stroh,
Lumpen rc. umhüllt werden. Seltener gebrauchte Leitungen werden am
besten ganz entleert. Schwächere Endstränge können stets osten und
laufend gehalten werden. Sommer.
12. Nürnbergs und Jürtljs Industrie.
Nürnberg verdankt sein Emporkommen nicht der Gunst äußerer
Verhältnisse; im Gegenteile, es stellt sich uns diese im ganzen ge-
nommen als wenig förderlich dar. Kein starker Strom bietet dem Handel
eine bequeme Wasserstraße; der Boden birgt weder nützliche Metalle,
noch Kohlen, ja er lohnte in seinem ursprünglichen Zustande selbst den
Anbau nur spärlich; denn es ist eine unfruchtbare Sandflüche und nur
mit dünner Humusschicht bedeckt. Aber vielleicht lag gerade in dieser Un-
gunst der äußeren Verhältnisse für die Bewohner Nürnbergs ein Sporn
zu möglichster Kraftentfaltung. Weil ihnen die Natur nicht mit frei-
gebiger Hand Schätze gespendet, suchten sie sich dieselben durch größere
Rührigkeit des Geistes und der Hände zu verschaffen.
Dem Unternehmungsgeiste und der Bildung seiner Bürger ver-
dankt Nürnberg seinen Wohlstand. Besonders günstig auf die Blüte
seiner Gewerbe wirkte der Umstand, daß die Kunst mit dem Handwerke
sich eng verschwisterte. Daß der Nürnberger Gewerbestand sich nicht
damit begnügte, nur auf bereits bekannten, breitgetretenen Wegen fort-
zuwandeln, sondern daß er sich selbst neue Bahnen suchte, beweisen die
vielen Erfindungen, die in Nürnberg und von Nürnbergern gemacht
wurden, so das Drahtziehen, die Taschenuhren, die Windbüchse, die
Klarinette u. a. m.
Die Industrie der Stadt Fürth ist viel jüngeren Datums und
gelangte erst nach dem Dreißigjährigen Kriege zu einiger Bedeutung.