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1. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 267

1891 - München : Oldenbourg
2 Deutsche Weihnachtsbräuche. 267 Umzuge und Einzüge der Götter in den Sagen zu erzählen, sondern hatte man diesen Einzug in den verschiedensten Weisen versinnbildlicht dargestellt, so begnügte sich das deutsche Volk, als es zum Christentume bekehrt war, auch bald nicht mehr damit, die liebliche Erzählung von der Geburt des Weltheilandes von seinen Predigern vorlesen zu hören oder selbst zu lesen, sondern es machte sich auch daran, diese Erzählung selbst darzustellen. Schon die sromme Kaiserin Helena, Konstantins d. Gr. Mutter, hatte in der Kirche, die zu Bethlehem über der Höhle errichtet war, welche als die Geburtsstätte des Heilandes bezeichnet wurde, eiue kostbare Krippe aus weißem Marmor errichten lassen. So ließ auch der hl. Franziskus von Assisi i. I. 1221 mit Erlaubnis des Papstes in seiner Kirche eine kostbare Krippe aufrichten, und um den Stall der Geburt anzudeuten, stellte man einen Ochsen und Esel daneben. Bald gab es fast keine Kirche mehr, in der nicht eine mehr oder weniger kostbare Krippe oder Wiege, manchmal sogar mit einem Bilde des göttlichen Kindes, während der Weihnachts- seiertage aufgestellt wurde. Später saßen sogar an den Seiten desselben Maria und Joseph. Joseph wiegte das in der Krippe liegende Kind, während Maria ein liebliches Wiegenlied sang. Zuweilen sang auch die ganze Gemeinde das Wiegenlied mit, oder es trat nur eine Schar Kinder singend an die Wiege heran. Als nach der Reformation die Aufstellung von Krippen in den Kirchen seltener wurde, siug man an, diesen Ge- brauch m den Wohnhäusern nachzuahmen. Ein weiterer Schritt war die Darstellung der hl. Weihnachts- geschichte in den sogenannten „Weihnachtsspielen". Leute eines Ortes vereinigten sich, entweder auf einer eigens dazu errichteten Bühne oder in den Wohnstuben ihrer Nachbarn, die Geschichte der Geburt Jesu aufzuführen. Wie an einigen Orten der erwähnte Knecht Ruprecht, so tritt an anderen das Christuskindlein mit einem Engel auf und fragt vor der Aufführung nach dem Betragen der Kinder und des Gesindes. Es lobt dann die Braven, ermahnt die, über welche geklagt wird, und ver- teilt Geschenke. Dieses sogenannte „Christkindelspiel" ist an vielen Orten das einzige, was sich von den Weihnachtsspielen noch erhalten hat. Zum Schluß sei noch einer in Norddeutschland üblichen Sitte gedacht, bei welcher sich sogar der alte Name des heidnischen Sonnenwendfestes, das man auch „Julfest" nannte, erhalten hat. In Holstein, Mecklen- burg und den angrenzenden Ländern wickelt man nämlich Geschenke für Bekannte und Verwandte in eine möglichst große Zahl von Umhüllungen, z. B. in 20 oder 30 Bogen Papier. Während der Bescherung werden sie dann, ohne daß man weiß, von wem sie kommen, zur Thür hinein- geworfen, und dabei wird der Name dessen gerufen, für den sie bestimmt
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