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1. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 270

1891 - München : Oldenbourg
270 3. Geschichtliches über die deutschen Frauen. entfalteten. Hatte schon im 6. Jahrhundert eine erlauchte Frau, Theodelinde, des Longobardenkönigs Autharis Gemahlin, mit glühendem Eifer für die Ausbreitung des wahren Christentums gewirkt, so mehrte sich seit dem 8. Jahrhundert die Zahl derjenigen deutschen Frauen und Jung- frauen, welche sich als Förderinnen der Kirche, als Gründerinnen von Klöstern, als Nonnen und „Gottgeweihte" hervorthaten. Ini Kloster Gandersheim lebte um das Jahr 960 eine fromme Dichterin, Roswitha, deren lateinisch geschriebene Schauspiele nicht un- bedeutend waren. Aus dem 12. Jahrhundert ist besonders die gelehrte Äbtissin des Klosters Hohenburg im Elsaß, namens Herrad von Lands- berg, zu erwähnen. Sie war zugleich Dichterin, Malerin und Verfasserin des ersten deutschen Lexikons. In Nonnenklöstern wurde zumeist die Erziehung der Mädchen aus höherem Stande besorgt. Häufig kam auch das „Fräulein" an einen fremden Hof, wo es bei Festen im Gefolge der Herrin einher- schritt, fremde Gäste empfing, bei der Tafel den Wein kredenzte. In gewöhnlicher Zeit aber verließ es selten die Kemenate, webte hier und spann. Ja, das Nibelungenlied führt uns selbst die vornehmsten Frauen in hausmütterlichen Beschäftigungen vor. Königinnen regierten Spindel und Weberschiff, und Prinzessinnen handhabten die schneidernde Schere. Im späteren Mittelalter aber fielen solche Aufgaben einer eigenen Zunft anheim, und die Töchter vornehmer Familien gewannen Zeit, ihren Geist mehr als bisher zu bilden. Im 12. Jahrhundert finden wir denn auch Lesen und Schreiben unter den Ritterfrauen heimischer als unter den Männern, die Geistlichen ausgenommen. Auch in feineren Handarbeiten, sowie in der Kunst des Gesanges und des Harfenspiels wurden die Frauen unterrichtet, und sie waren es vorzugsweise, welche die ritter- lichen Sänger zur Ausübung ihrer Kunst anregten und so die herrliche erste Blüte der deutschen Dichtung förderten. Die Tracht jener Zeit war anmutig und reich, ohne ins Üppige auszuarten: Das Unterkleid zeigte enge Ärmel; das fest anliegende Ober- kleid fiel von den Hüften in reichen Falten nieder und war mit lang herabhängenden Ärmeln versehen. Der Mantel war von Seide oder Sammt und häufig mit Rauchwerk besetzt. Auf die Schuhe von Korduan oder Seidenzeug wurde große Sorgfalt verwendet. Zuhause hing eine Tasche von Leder oder gesticktem Zeug am Gürtel, bei Ausgängen ein Handspiegel. Jungfrauen liebten es, ihr Haar bloß mit Blumenkränzen zu schmücken; Frauen trugen den Schapel — einen Reif, der die Haare in Ordnung hielt, und darunter einen Schleier. Daß das blonde Haar
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