1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Kehren wir nun durch das Brandenburger Tor zur Straße
* Unter den Linden" zurück und durchschreiten wir diese nach Osten
hin, so erblicken wir neben einfacheren Privatgebäuden mit herrlichen
Geschäftsläden stattliche Paläste, die teils von Vornehmen des Reiches
und ausländischen Gesandten bewohnt werden, teils Dienstgebäude
preußischer Ministerien sind. Der Glanzpunkt der Sttaße ist aber
der östliche Teil. Hier zieht zunächst das 13 m hohe Denkmal
Friedrichs des Großen von Rauch die Blicke auf sich. Es zeigt uns
den großen König mit Dreimaster und Krückstock.
Neben dem Denkmal steht das Kaiserliche Palais, das
seinerzeit Kaiser Wilhelm I. bewohnte. Sobald damals die aus
dem Palais wehende Purpurstandarte seine Anwesenheit anzeigte, sah
man täglich zur Mittagszeit um das Denkmal dichtgedrängte Menschen-
massen stehen. Wilhelm I. unterließ es nie, von dem berühmten
Eckfenster aus der um diese Zeit hier vorüberziehenden Wache zuzusehen
und sich dabei der erwartungsvollen Menge zu zeigen, die ihn mit
lauten Hochrufen begrüßte. Mancher hat von dieser Stelle aus das
Bild des greisen Helden, in dessen Zügen sich Ernst und Leutseligkeit
vereinigten, mit in die Heimat genommen.
Hier enden die Linden, und die freie Straße erhält die Namen:
Platz am Opernhause und Platz am Zeughause. Zu beiden Seiten
stehen hier hervorragende Gebäude: die Königliche Bibliothek,
das Opernhaus und das Palais der Kaiserin Friedrich,
die Akademie, die Universität, die Königswache und
das Zeughaus mit der durch Kaiser Wilhelm I. begründeten groß-
artigen Waffensammlung. Alle diese Gebäude sind durch Sttaßen,
Plätze oder Baumanlagen, von denen die größte das Kastanienwäldchen
heißt, voneinander getrennt. An der Straße selbst stehen die von
Rauchs Meisterhand herrührenden Standbilder der Kämpfer aus den
Freiheitskriegen: Blücher, Gneisenau, Bülow und Scharnhorst.
Wir betreten jetzt die Schloßbrücke, die über den westlichen
Spreearm führt. Die Brücke ist mit acht Marmorgruppen geschmückt,
welche das Leben des Kriegers darstellen. Pallas unterrichtet den
Jüngling in den Waffen, Nike krönt den Sieger, und Iris führt den
gefallenen Sieger zum Olymp. Vor uns liegt der Lustgarten mit
dem mächtigen Kaiserlichen Schloß, dem Dom und dem Alten
Museum.
Auf dem Kaiserlichen Schlosse weht die stolze Kaiser-
flagge und zeigt uns an, daß Wilhelm Ii. darin Wohnung genommen.
Das Schloß hat einen bedeutenden Umfang. Es bildet ein Rechteck von
200 m Länge und 117 m Breite, hat zwei Höfe und erhebt sich in
vier Geschossen 30 m, in der Kuppel bis zu 70 m hoch. Vier Jahr-
hunderte haben daran gebaut. Seine heutige Gestalt ist im wesent-
lichen ein Werk des großen Bildhauers und Baumeisters Schlüter,
der unter dem Könige Friedrich I. namentlich die herrliche, dem
Schloßplatz zugewendete Südfront baute. Unter Friedrich Wilhelm Iv.
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