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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 44

1913 - Leipzig : Hahn
44 allein noch übrig. Ich verließ sie mit der Besorgnis, vielleicht keines von beiden wiederzufinden. Mit schwerem Herzen ging ich aus der Stadt und sah mich oft um; da ich aber bald in die Arbeit kam, wurde ich wieder guten Mutes. Acht Jahre bin ich in der Fremde gewesen und habe viel Neues gelernt, was mir in der Folge großen Vorteil gebracht hat. Ich hatte öfters Gelegenheit, mich unter guten Aussichten als Meister zu setzen; aber so gut es mir auch gehen mochte, so waren meine Gedanken doch immer nach meiner Heimat gerichtet. Es kam mir immer vor, als ob die väterliche Werkstätte die beste auf Erden sei, und diese Nußbäume unseres Hofes die schattigsten und schönsten. Eines Abends, es war am zweiten Ostertage, als ich müßig fun Rhein unter den Bäumen saß und die Sonne mir gegen- über unterging und der Fluß zu meinen Füßen rauschte und das junge Laub der Bäume über mir, da ergriff mich eine un- beschreibliche Sehnsucht nach den Meinigen. Ich hatte seit ge- raumer Zeit keine Nachricht von ihnen, und es war mir, als ob ich ihre Stimme hörte, daß sie mich zu sich riefen. Ich war eben ohne Herrn und wollte noch weiter wandern; aber in diesem Augenblicke beschloß ich, nach Hause zurückzukehren. Ich schnürte also noch an demselben Tage mein Bündel, nahm Ab- schied von meinem letzten Meister und trat schon am folgenden Morgen frisch und wohlgemut meine Reise in die Heimat a:., die mehr als hundert Meilen entfernt war. Als ich mich den Grenzen meines Vaterlandes näherte, sah ich schon von ferne die blauen Berge und erkannte die Gegend, wo die Stadt liegen mußte; ich begrüßte jede bekannte Stelle, deren immer mehr wurden, je näher ich der Stadt kam. Es war kurz nach Mittag, als ich ihre rauchenden Schornsteine ,ah. Bald erkannte ich das Dach des väterlichen Hauses; aber die Essen darauf rauchten nicht. Da pochte mir mein Herz. Ich kehrte in das Hölzchen ein, das am Wege liegt, und setzte mich nieder, um meiner Unruhe Meister zu werden. Ach, dachte ich, du wirst Vater und Mutter nicht wiedersehen! Das Feuer ruht in der Werkstätte, und so wird er wohl auch ruhen, der alte Vater, von aller Mühe des Lebens. Ich stand traurig auf und ging mit unruhigem Herzen durch das Tor und die lange Gasse, ohne um und neben mich zu sehen, und wie ich um die Ecke mich wandte und vor unserm Hause stand, sah ich die Tür der Werkstätte offen, aber kein Amboß klang, und kein Feuer brauste. Zweifelnd und ungewiß trat ich hinein. Die ganze Werkstätte war aufgeräumt wie vor einem Festtage; alles Werkzeug hing an seinem Platze; keine Asche glühte in der Esse; nirgends war eine angefangene Alben
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