1913 -
Leipzig
: Hahn
- Hrsg.: Leipziger Fortbildungsschul-Direktoren und -Lehrern
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule, Fachschule, Gewerbeschule
- Regionen (OPAC): Dresden
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Schiff geborsten, das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!
*
* *
Alle Glocken geh'n; ihre Töne schwell'n
himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
e i n Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.
Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
mit Blumen schließen sie das Grab,
und mit goldener Schrift in den Marmorstein
schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
„Hier ruht John Maynard. In Qualm und Brand
hielt er das Steuer fest in der Hand;
er hat uns gerettet, er trägt die Krön',
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."
Theodor Fontane.
37. Erste Hilfe bei Unglücksmen.
i.
Es war an einem schönen Sommertag im vorigen Jahre, als
auf schaumbedecktem Rosse ein Reiter vor mein Haus sprengte mit
der Nachricht, daß auf einem großen Gute, welches mehr als zwei
Meilen von hier entfernt liegt, der einzige Sohn der Besitzerin, einer
Witwe, in den Teich gefallen und ertrunken sei. Sie ließ mich bitten,
so rasch als möglich zu ihr zu kommen. Ich ließ sofort anspannen
und fuhr, was die Pferde laufen konnten, hinaus, allerdings ohne
Hoffnung, noch helfen zu können; denn vor zwei Stunden konnte ich
kaum an Ort und Stelle des Unglücks sein. Als ich eintraf, kam
mir die Mutter jubelnd entgegen mit der Nachricht, daß der Knabe
gerettet sei. Es ward mir nun folgendes berichtet: Der zehnjährige,
wilde Knabe hatte trotz des Verbotes einen Kahn bestiegen, der auf
einem tiefen Teiche im Garten lag, und hatte, wie Kinder es gern
tun, darin so lange geschaukelt, bis der Kahn umgeschlagen und der Knabe
ins Wasser gefallen war. Ein Gärtner, der in der Nähe arbeitete,
war sogleich in den Teich gesprungen, doch war es ihm erst nach
zehn Minuten gelungen, den Knaben vom Grunde des Teiches herauf-
zuholen. Als die Mutter herankam und den Knaben totenblaß und
leblos auf dem Rasen am Rande des Teiches hingestreckt liegen sah,
gab sie sich der wildesten Verzweiflung hin. Der Ruf nach ärztlicher
Hilfe war natürlich für den Augenblick vergeblich. Die Bewohner
des Gutes eilten von allen Seiten herbei, unter ihnen ein alter
Schäfer, der in dem Rufe stand, allerlei ärztliche Kenntnisse zu be-
sitzen. Dieser machte auch sogleich Vorschläge zu Wiederbelebungs-
versuchen: er riet, das Kind bei den Beinen in die Höhe zu heben
und mit dem Kopf nach unten so lange zu schütteln, bis alles Wasser