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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 74

1913 - Leipzig : Hahn
74 38. Versöhnung. 3m Roten yahn zu Eisenerz gab es wilden Streit. Die Wirtin und die Aellnerin liefen atemlos im Orte umher und fahndeten nach der Polizei. Der dicke Hahnenwirt war ganz behende vor Angst, schlug die Hände zusammen, begütigte und beschwor. Ganz witzig wurde er, als er sah, daß sich die Aampflust zu Gunsten seiner Ge- räte bloß gegen Personen wendete. Als sich die elektrischen Funken stark entladen hatten, ergab sich die Dämpfung von selbst. Um was sich's nur heute wieder gehandelt hat? Des Erzes wegen hatten sie gestritten, die Anappen des Erzberges. Da hatte der Italiener Ozzotti, aus dem friaulischen Lande herbeigekommen, um sich Geld zu verdienen, mit sehr lauter Stimme, aber in sehr schlechtem Deutsch behauptet, der Erzberg gehöre schon gar am wenigsten den Deutschen. wem denn? fragten die Burschen des Tales. Eher den Aelten, die ihn wohl zuerst angestochen hätten. So sollten sie immerhin kommen, die Herren Aelten, und den Lrzberg auf einem Schubkarren davonschieben! Aommen? Das könnten sie nicht, meinte der welsche, denn sie wären — was man so aus den Büchern lesen könne — tot, samt und sonders, hingegen seien die Römer die Erben der Aelten geworden! Und die Deutschen die Erben der Römer! warf der Schichten- schreiber ein. wieso das? eiferte Ozzotti, das wäre ein neuer Brauch, jemanden zu beerben, bevor er tot sei. Die Römer lebten noch sehr frisch in den heutigen Italienern fort und würden ihr Recht in Noricum schon wieder zurückverlangen. Das wäre sauber! versetzte nun der Bergknappe Aeter Ober- dörfer, so ein welscher Aatzelmacher, der in Österreich geboren sei und sein Fortkommen sinde, der im Auslande sich als Österreicher brüste, weil er als solcher und nur als solcher gern gesehen sei; der die Deutschen wohl heimtückisch hasse, aber vor ihnen krieche und sie recht gern aufsuche, wenn er Geld brauche, ein solcher nenne sich einen Römer! Ozzotti war aufgefahren, daß seine weiten, fahlen Zwilchhosen und sein grobes Streifenhemd zitterten; fein sonnenverbranntes Ge- sicht wurde noch dunkler, seine scharfen, unruhigen Augen noch un- ruhiger und zuckender, die derben Finger vergrub er krampfhaft in sein Gewand, zu sehen, als wollte er in demselben ein Messer suchen und hervorziehen. Nicht der eigentliche Borwurf hatte ihn so sehr empört, sondern das Wort „Aatzelmacher". Er wußte zwar gar nicht, was es heißen und sagen sollte, wohl so wenig als der es wußte, der es ausgesprochen, aber es galt einmal als Schimpfname gegen die welschen, in den man allen Spott und Hohn, die An-
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