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1. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 92

1913 - Leipzig : Hahn
92 gesucht hat, dem soll eine milde Hand geliehen werden, und weil du den Schaden willig gelitten hast, so bist du uns nun wieder ein so guter Amtsbruder nachher wie vorher, sollst wieder dein eigen Werk hauen und dein Salz in Frieden essen. Sollst auch keine Auflage zahlen und nicht die geziemende Kollation ausrichten, sondern nur Gott Zu Lobe in die Kerzen ein Pfund Wachs geben, daß man die Seelen damit begehen möge. Nimm deinen Platz ein in der Reihe, wo er dir zukommt!" „Ich tue mich ganz freundlich bedanken, Amtsmeister und liebe Werkbrüder!" sagte Dippold, und die nächsten schüttelten ihm die Hand. „Nun, Brüder, die andere Bitte!" sprach Meister Gotthard. „Draußen steht ein Böttcherknecht, der seiner selbst werden will. Er ist echt, recht und deutsch und als eines Meisters Sohn zum Hand- werk geboren, denn es ist mein eigener, eheleiblicher Sohn Arnold Henneberg." „Er ist uns willkommen!" riesen ihm die Brüder zu. „Er befreit sich mit einer aus dem Amte," fuhr der Meister fort, „Dippolds Tochter ist seine Braut. Er will nachtun, was jeder andere fromme und ehrliche Amtsbruder vor ihm getan hat, wenn ihr ihm vergönnen wollt, daß er sein Meisterstück macht." „Wir vergönnend", antworteten die Meister. Einer bat um das Wort und sagte: „Brüder, wer bei Gotthard Henneberg das Handwerk gelernt hat, der versteht seine Sache; darum, wenn es euch recht ist, vermeine ich, daß wir unserem Amts- meister zu Dank und Ehre seinen Sohn des Meisterstücks entledigen." „Ja, das wollen wir!" erwiderten viele, aber nicht alle. „Halt, Brüder!" sprach Meister Gotthard, „das leide ich nicht. Wer ein Handwerk treiben will, muß es mit der Hand wirken können und muß es dem Amte beweisen, daß er es kann. Das soll auch mein Sohn Arnold und soll sein Werkstück nicht zierlich und künstlich herausstreichen, sondern gute, aufrichtige Arbeit machen nach Hand- werksgebrauch und Gewohnheit, sonder Arglist und Gefährde. Ist es euch recht, so laß ich ihn rufen." „Wir vergönnend!" antworteten die Meister wieder. „Ich habe dir zu melden, mein Sohn," sprach der Amtsmeister zu Arnold, als dieser erschienen war, „daß die ehrbaren Meister dir auf deine fleißige Bitte das Amt auflassen wollen, wenn du mit deinem Meisterstück unsträfliche Arbeit lieferst, deine Auslage ge- bührendermaßen in die Meisterbüchse zahlen und ihnen eine redliche Kost ausrichten willst nach deiner Vermögenheit." „Ich tue mich ganz freundlich bedanken," erwiderte Arnold, „und will alles tun nach der ehrbaren Meister Begehr und nach Handwerks Gebrauch und Gewohnheit." „Gut, mein Sohn!" sagte der Amtsrichter, „so kannst du wieder
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